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       # taz.de -- US-Republikaner*innen nach den Midterms: Hauen und Stechen bei Konservativen
       
       > Auch bei der Gouverneurswahl in Arizona unterliegt eine Trump-Kandidatin.
       > In der republikanischen Fraktion im Repräsentantenhaus herrscht
       > Machtkampf.
       
   IMG Bild: Siegte in Arizona über die Lügenerzählerin Kari Lake: die designierte Gouverneurin Katie Hobbs
       
       Berlin taz | Das Ergebnis der US-Halbzeitwahlen vom Dienstag vergangener
       Woche hat sich aus Sicht der Demokrat*innen noch einmal verbessert: Am
       Montag wurde klar, dass im Bundesstaat Arizona die demokratische Kandidatin
       [1][Katie Hobbs] gegen ihre republikanische Konkurrentin Kari Lake gewonnen
       hat. Den Posten hatte bislang der republikanische Politiker Doug Ducey
       inne, der wegen einer Amtszeitbegrenzung nicht erneut kandidieren durfte.
       
       Die unterlegene Kari Lake, die in Arizona aufgrund ihrer langjährigen
       Tätigkeit als TV-Moderatorin eine große Bekanntheit genießt, war im
       Wahlkampf als eine der schärfsten Verfechter*innen von Donald Trumps
       Lüge der „gestohlenen Wahl“ von 2020 aufgetreten. Auch jetzt erkannte sie
       ihre Niederlage zunächst nicht an, sondern schrieb auf [2][Twitter], es
       handele sich um „Bullshit“, und das würden die Arizoner*innen auch
       erkennen. Ihr Mentor Donald Trump schrieb auf seinem eigenen Netzwerk Truth
       Social: „Wow! Sie haben Kari Lake gerade die Wahl weggenommen. Es ist
       wirklich schlimm da draußen.“
       
       Mit Hobbs’ Sieg haben die Demokrat*innen bei den 36 Gouverneurswahlen
       letzte Woche insgesamt zwei Posten dazugewonnen.
       
       Für den Dienstag wurde erwartet, dass die Republikaner*innen in
       mindestens einem weiteren Wahlkreis für das Repräsentantenhaus zum Sieger
       erklärt würden. Damit hätten sie die für eine Mehrheit der 435 Sitze
       notwendigen 218 Abgeordneten beisammen. Am Dienstagmorgen (Ortszeit)
       standen sie bei 217, die Demokrat*innen bei 204 Sitzen.
       
       ## Rechte gegen McCarthy, Pence gegen Trump
       
       Ebenfalls am Dienstag wollte sich auch [3][Kevin McCarthy], der bisherige
       republikanische Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, von seiner
       Fraktion zum Kandidaten für den Sprecherposten wählen lassen, um damit bei
       der Wahl in der neu konstituierten Kammer am 3. Januar die Demokratin Nancy
       Pelosi abzulösen. Ob er dafür aber die notwendigen Stimmen beisammen hat,
       schien fraglich.
       
       Der sogenannte freedom caucus, eine ultrarechte und trump-nahe
       Flügelvereinigung innerhalb der republikanischen Fraktion, wollte McCarthy
       jedenfalls nicht so einfach durchwinken. Selbst wenn das womöglich nur als
       Verhandlungsmasse für zukünftige Zugeständnisse zu verstehen ist, so zeigt
       es doch eins: Im Moment der Niederlage bricht die Spaltung deutlicher auf.
       
       Auch Trumps ehemaliger Vizepräsident Mike Pence preschte am Wochenende
       voran und verurteilte deutlich wie nie zuvor Trumps Handeln am 6. Januar
       2021. Da hatte Trump einen Mob zum [4][Kapitol] geschickt, wo Pence gerade
       die Sitzung zur Zertifizierung der aus den Bundesstaaten gemeldeten
       Wahlleutestimmen leitete. Trump hatte ihn öffentlich aufgefordert, die
       Zertifizierung zu verweigern. Das wäre illegal gewesen, „rücksichtslos“ und
       habe ihn „geärgert“, sagte Pence.
       
       Trumps Äußerungen hatten dazu geführt, dass Kapitolstürmer*innen mit
       dem Sprechchor „Hängt Mike Pence“ durch die Parlamentshallen gezogen waren.
       
       Trump selbst wollte am Dienstagabend (Ortszeit) in seinem Anwesen in
       Mar-a-Lago, Florida, seine „[5][große Ankündigung]“ machen. Die hatte er
       einen Tag vor der Wahl auf einer Wahlveranstaltung in Ohio angekündigt –
       und niemand zweifelte daran, dass es sich um die offizielle Bekanntgabe
       seiner erneuten Kandidatur für 2024 handeln würde.
       
       Eine Woche später jedoch ist diese Kandidatur umstrittener denn je. Viele
       Republikaner*innen werfen ihm vor, die letzte Verantwortung für ihre
       schlechten Ergebnisse zu tragen. Das sieht Trump ganz anders: Nicht er,
       sondern die zögernde Haltung der republikanischen Führung, sei Schuld an
       den schlechten Ergebnissen, ließ er in den letzten Tagen wissen.
       
       Es bleibt spannend.
       
       15 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Midterms-in-den-USA/!5894885
   DIR [2] https://twitter.com/KariLake/status/1592358184207151106
   DIR [3] /US-Republikaner-Kevin-McCarthy/!5890637
   DIR [4] /Sturm-aufs-Kapitol/!5860253
   DIR [5] /Halbzeitwahlen-in-den-USA/!5890588
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
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