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       # taz.de -- US-Wahlen in der Corona-Krise: US-Wahlkalender steht infrage
       
       > Der Nominierungsparteitag der Demokrat_innen wird wegen der Pandemie
       > verschoben. Können die eigentlichen Wahlen stattfinden?
       
   IMG Bild: Will den Parteitag der Demokraten verschieben: Präsidentschaftskandidat Joe Biden
       
       Berlin taz | Inmitten der dramatischen Entwicklung der [1][Corona-Epidemie
       in den USA] haben die Demokraten am Donnerstag entschieden, ihren
       ursprünglich für Mitte Juli geplanten Nominierungsparteitag um gut einem
       Monat zu verschieben. Das hatte diese Woche der voraussichtliche
       demokratische Präsidentschaftskandidat [2][Joe Biden] angeregt. Er könne
       sich kaum vorstellen, dass der Parteitag wie geplant Mitte Juli in
       Milwaukee, Wisconsin stattfinden könne, sagte Biden in einem Interview mit
       dem Sender MSNBC.
       
       Zu dem Parteitag kommen alle 4.750 Delegierten und einige Tausend weitere
       demokratische Anhänger*innen und Parteifunktionär*innen zusammen. Mit
       großem Pomp und ausufernder Medienberichterstattung wird der oder die
       Kandidat*in gekrönt – im Idealfall ein schwungvoller Auftakt für die
       Schlussphase des eigentlichen Wahlkampfes bis zum Wahltermin Anfang
       November.
       
       Der Juli-Termin sei ursprünglich gewählt worden, sagte Biden, um in der
       medialen Aufmerksamkeit nicht mit den Olympischen Sommerspielen in Japan zu
       konkurrieren, die am 24. Juli beginnen sollten. Jetzt, wo die verschoben
       seien, gebe es mehr Zeit, und der Parteitag könne auf den August verschoben
       werden. Da soll auch der republikanische Nominierungsparteitag in North
       Carolina stattfinden, bei dem Donald Trump offiziell erneut zum Kandidaten
       gekürt wird. Bei den Republikaner*innen wird eine Verschiebung derzeit
       ausgeschlossen.
       
       Auch Bidens Wahlkampfteam gewinnt durch die Verschiebung Zeit. Denn noch
       ist er gar nicht offiziell demokratischer Kandidat – in über der Hälfte der
       US-Bundesstaaten haben die Vorwahlen noch gar nicht stattgefunden, und
       viele haben wegen der Corona-Krise ihre Wahltermine verschoben.
       
       ## Parteitag als Medienereignis
       
       Der ursprüngliche Terminkalender der Demokraten war ohnehin nicht mehr zu
       halten: Eigentlich sollten alle Vorwahlergebnisse bis zum 9. Juni
       feststehen und bis zum 20. Juni alle Delegierten persönlich benannt sein.
       Aber elf Bundesstaaten wählen jetzt überhaupt erst Anfang Juni, schon drei
       Bundesstaaten haben ihre Vorwahlen auf den 20. und 23. Juni verlegt.
       
       Solange Bidens Konkurrent [3][Bernie Sanders nicht von sich aus aufgibt],
       wird damit die endgültige Entscheidung über die Kandidatur wohl erst im
       Juni fallen.
       
       So wie sich die Epidemie derzeit entwickelt, scheint selbst die
       Durchführung von normalen Parteitagen im August fraglich. Zwar könnte die
       Abstimmung auch elektronisch erfolgen, aber der Parteitag als
       Medienereignis würde damit wegfallen. Das wäre wahlkampfchoreografisches
       Neuland für alle Beteiligten.
       
       Eine Verschiebung des eigentlichen Wahltermins hingegen ist schwer denkbar.
       Seit 1845 legt ein Bundesgesetz den Wahltermin für die Präsidentschafts-
       und Kongresswahlen (alle zwei Jahre wird das gesamte Repräsentantenhaus und
       je ein Drittel der Senator*innen neu gewählt) auf den „ersten Dienstag nach
       dem ersten Montag im November“ eines Wahljahres fest.
       
       Der Präsident kann das per Dekret nicht ändern – nicht einmal in Zeiten von
       Notstand oder Kriegszustand. Theoretisch könnte der Kongress ein
       entsprechendes Gesetz verabschieden – aber der zeitliche Spielraum wäre
       gering, denn die Konstituierung des neuen Kongresses am 3. Januar des
       Folgejahres und die Amtseinführung des Präsidenten am 20. Januar sind in
       der Verfassung festgeschrieben. Die aber will niemand ändern.
       
       ## Demokratie in Zeiten der Pandemie
       
       Denkbar und wahrscheinlicher ist daher, dass die für die Durchführung der
       Wahl zuständigen Bundesstaaten die Möglichkeiten zur Briefwahl und zum
       „Early Voting“, also der Stimmabgabe vor dem eigentlichen Wahltermin, so
       massiv ausweiten, dass am Wahltag entweder gar nicht mehr gewählt wird oder
       zumindest keine größeren Menschenansammlungen zu erwarten sind.
       
       Genau das vorzubereiten, fordert auch Joe Biden in seinem MSNBC-Interview.
       „Es geht darum, sicherzustellen, dass wir unsere Demokratie auch unter den
       Bedingungen einer Pandemie leben können“ sagte er.
       
       Sollten übrigens einer oder beide Kandidaten krank werden oder gar sterben
       – [4][Trump, Biden und Sanders gehören alle der Risikogruppe an] – kann der
       jeweilige Parteivorstand einen neuen Kandidaten nominieren.
       
       Dieser Text wurde am 02.04.2020 um 18.45 Uhr aktualisiert.
       
       2 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
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