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       # taz.de -- Übergriffe in Köln: Silvesterschock am Hauptbahnhof
       
       > Bürgermeisterin Reker ruft nach „ungeheuerlichen“ Gewaltvorfällen ein
       > Krisentreffen zusammen. Die Polizei hat Sorge wegen des Karnevals.
       
   IMG Bild: „Es gibt keinen rechtsfreien Raum am Bahnhof“, sagt Polizeipräsident Wolfgang Albers.
       
       Köln taz | Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers ist unmissverständlich.
       „Wir können das nicht dulden, wir werden alles tun, dass sich das nicht
       wiederholt“, stellte er am Montagnachmittag klar. Dann folgte das
       Eingeständnis: Auf die massiven Übergriffe am Kölner Hauptbahnhof seien die
       Polizisten nicht eingestellt gewesen. Auch Einsatzleiter Michael Temme
       erklärte, die Vorfälle hätten „alles getoppt, was wir bislang erlebt
       haben“.
       
       In der Silvesternacht waren mehr als tausend Männer, etliche „arabischer
       und nordafrikanischer Herkunft“, teils schwer alkoholisiert auf dem
       Bahnhofsvorplatz zusammengekommen. Sie brannten Feuerwerk ab, bewarfen
       Polizisten mit Böllern, als diese eintrafen. Aus der Menge hätten sich
       Gruppen von mehreren Männern gebildet, die Frauen umzingelt, bedrängt und
       ausgeraubt hätten, so Polizeipräsident Albers. Er sprach von Sexualdelikten
       in sehr massiver Form und einer Vergewaltigung.
       
       Es habe „Straftaten einer völlig neuen Dimension“ gegeben, sagte Albers.
       Wie es zu solch einem Exzess kommen konnte, dazu konnte die Polizei nichts
       sagen. Erst Samstagnacht nahm sie fünf Verdächtige fest, diese sollen
       Frauen bedrängt und Reisende bestohlen haben. Ob sie auch in der
       Silvesternacht tätig waren, ist noch nicht erwiesen.
       
       Zwei der Verdächtigen sind nach Vernehmungen in Untersuchungshaft – der
       Tatvorwurf lautet aber: Taschendiebstahl. Die Kölner Polizei sagte, die
       festgenommenen Männer stammten aus Asylunterkünften außerhalb Kölns und
       hätten sich erst seit Kurzem in Deutschland befunden.
       
       ## 60 Anzeigen
       
       Eine eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe arbeitet auf Hochtouren an der
       Aufklärung der Ereignisse. 60 Anzeigen gingen bislang bei der Polizei ein,
       ein Viertel davon beziehen sich auf sexuelle Übergriffe. Etwa 80
       Geschädigte haben sich gemeldet, der weit überwiegende Teil sind
       Auswärtige, die zu Besuch in der Domstadt oder auf Durchreise waren. Die
       Polizei geht von weiteren Anzeigen in den nächsten Tagen aus. Sie ruft
       Zeugen auf, sich zu melden.
       
       Am Dienstag wird sich die Kölner Polizei mit der Oberbürgermeisterin
       Henriette Reker zusammensetzen und beraten, wie mit Blick auf zukünftige
       Großereignisse Übergriffe dieser Art verhindert werden können. Reker nannte
       die Vorfälle „ungeheuerlich“.
       
       Kopfschmerzen bereitet der Polizei der Straßenkarneval Anfang Februar. Die
       Zahl der Einsatzkräfte müsse überprüft werden, sagte Präsident Albers. Er
       forderte zudem, die Videoüberwachung bei Großereignissen auf den
       Bahnhofsvorplatz und die Domtreppe auszuweiten. Auch sollten künftig
       Polizeiwagen mit Videokameras ausgestattet werden.
       
       Albers betonte aber auch: „Es gibt keinen rechtsfreien Raum am Bahnhof.“
       143 Polizeibeamte waren in der Neujahrsnacht im Einsatz, zunächst im
       gesamten Stadtzentrum, dann fast ausschließlich am Bahnhof. Ihnen zur Seite
       standen rund siebzig Einsatzkräfte der Bundespolizei.
       
       4 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudia Hennen
       
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