# taz.de -- Umbruch bei der SG Flensburg-Handewitt: Frischer Wind von der Trainerbank
> Als Titelfavorit war das Handball-Topteam Flensburg-Handewitt in die
> Saison gegangen. Davon ist nichts mehr übrig. Nun soll es Ales Pajovic
> richten.
IMG Bild: Soll mit dem Potential der SG Flensburg-Handewitt wieder Pokale holen: Trainer Ales Pajovic, hier beim Spiel gegen Melsungen
Es gehört im Spitzenhandball längst zu den Gepflogenheiten, sich in
Diplomatie zu üben – bloß niemanden anzugreifen und stattdessen die
Wahrheit in Watte zu packen. Ales Pajovic, der neue Trainer der SG
Flensburg-Handewitt, machte da eine Ausnahme. Er habe sich gewundert, sagte
der Slowene, dass die SG so auftrete und performe, wie sie es tue,
schließlich spiele da die halbe [1][dänische Nationalmannschaft]. Und die
ist amtierender Weltmeister.
Als Titelfavorit war die bestens ausgestatteten SG [2][in die
Erstliga-Saison gegangen]. Nun stehen die Flensburger trotz des 35:33-Siegs
am Samstagabend gegen Tabellenführer MT Melsungen ziemlich zerzaust da.
Der Mannschaft fehlt es an Zusammenhalt, im Hintergrund richten
Führungsdiskussionen weiteren Schaden an. Von der einst familiären SG, die
Probleme intern gelöst, Spieler langfristig gefunden und ihre jahrelange
Stärke als Dauerteilnehmer in der Champions League aus Ruhe und
Gelassenheit gezogen hat, ist wenig geblieben.
Derzeit ist Teilnahme an der auch finanziell interessanten Königsklasse für
die Saison 2025/26 für die Flensburger mit zwölf Minuspunkten nach 21
Spielen weit entfernt. Ales Pajovic, er kam im Januar, ist nun der dritte
Trainer in knapp zwei Jahren, der es richten soll.
## Die Defensive wirkt immer noch löchrig
Die SG Flensburg-Handewitt war immer ein Team mit überragender Abwehr. Aber
Pajovics Vorgänger Nikolej Krickau hatte versucht, das Team auf Offensive
zu bürsten – und [3][das ging schief]. Nun leidet sein Nachfolger darunter,
dass das Team ständig 30 und mehr Gegentreffer kassiert.
Nachvollziehbar, dass seine Hauptaufgabe in den ersten Wochen auf der
Trainerbank war, den Innenblock wieder zu stärken. Auch gegen Melsungen
aber wirkte die SG-Defensive oft löchrig. Da ist viel Porzellan zerschlagen
worden. Und sich im Angriff nur auf die Wurfkraft des dänischen
Weltmeisters Simon Pytlick zu verlassen, ist arg wenig. Nun hat er sich
auch noch den Arm gebrochen und fehlt wie Linkshänder Kay Smits, der nach
seiner Herzmuskelentzündung Schwierigkeiten hat, wieder in die nötige Form
zu kommen.
Sportchef Ljubomir Vranjes hat angesichts der Verletzungsmisere bereits die
Saisonziele minimiert. Eigentlich sollte die SG, Meister 2018 und 2019,
wieder Richtung Champions-League-Sieg durchstarten wie 2014, als Vranjes
selbst auf der Flensburger Trainerbank saß. Doch obwohl auch dank der
Arbeit des mächtigen Beiratsvorsitzenden Boy Meesenburg genug Geld da ist –
die Flensburger stehen geschätzt bei neun Millionen Euro Etat – flutscht es
einfach nicht. Das ist auch angesichts der nominell besten Mannschaft der
Liga überraschend und weist auf tieferliegende Probleme hin.
## Schwierige Führungsriege
Eines davon dürfte sicher die Konstellation an der Spitze des Vereins sein.
Mit Meesenburg, Vranjes und Geschäftsführer Holger Glandorf gibt es gleich
drei Männer in Verantwortung, hinzu kommt SG-Urgestein Dierk Schmäschke als
Präsident. Was erstmal auf dem Papier gut und wuchtig klingt, trägt leider
keine Früchte: In Sachen Trainer-Entscheidungen und Spieler-Verpflichtungen
hat vor allem Glandorf keine glückliche Hand. Er wird in Fan-Kreisen
besonders kritisch gesehen.
Ales Pajovic soll die SG Flesburg-Handewitt wieder mit Ruhe und Einfachheit
zurück zum Handball-ABC bringen. Allerdings wirkt seine Verpflichtung eher
wie eine Verschnaufpause für die Flensburger Vereinsführung, zeichnen sich
doch eine Reihe schmerzhafter Abgänge ab. Johannes Golla wird die SG
spätestens 2026 verlassen, die Dänen Pytlick (Berlin) und Lukas Jörgensen
(Veszprem) könnten folgen. Rückraumspieler Jim Gottfridsson wurde von
Trainer Nicolej Krickau, der nicht auf ihn setzte, weggeekelt und wechselt
zum ungarischen Erstligisten Pick Szeged. Ihm folgen die drei Außenspieler
Johan Hansen, Aksel Horgen und August Pedersen.
Ein stattlicher Umbruch, der so eigentlich nicht geplant war. Seit Längerem
stehen Glandorf und Vranjes unter Beobachtung – bei der Besetzung der
Mannschaft und des Trainerpostens nun ganz besonders.
3 Mar 2025
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## AUTOREN
DIR Frank Heike
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