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       # taz.de -- Umgang mit Flucht und Wanderung: UN-Migrationsvertrag ohne USA
       
       > Die Vereinten Nationen legen Grundsätze für den Umgang mit Flüchtlingen
       > vor. Es ist eine Premiere in der UN-Geschichte. Doch die USA machen nicht
       > mit.
       
   IMG Bild: „Kein Land kann die Herausforderungen und Chancen dieses weltweiten Phänomens allein angehen“
       
       New York dpa | Erstmals in der Geschichte der Vereinten Nationen haben sich
       alle Mitgliedstaaten mit Ausnahme der USA auf den Entwurf für einen
       [1][weltweiten Migrationsvertrag] geeinigt. Die UN-Vollversammlung
       beschloss am Freitag in New York den Text für den [2][„Globalen Pakt für
       Migration“ (Website)]. Das Dokument soll Grundsätze für den Umgang mit
       Flüchtlingen und MigrantInnen festlegen und offiziell bei einer Konferenz
       am 10. und 11. Dezember in Marokko unterzeichnet werden. „Kein Land kann
       die Herausforderungen und Chancen dieses weltweiten Phänomens allein
       angehen“, [3][heißt es in dem Papier (PDF)].
       
       Nach UN-Angaben vom Dezember 2017 gibt es fast 260 Millionen MigrantInnen
       auf der Erde – rund 3,4 Prozent der Weltbevölkerung. Die Zahl der Menschen,
       die ihre Heimat auf der Suche nach Frieden und einem besseren Leben
       verließen, stieg demnach seit 2000 um 49 Prozent.
       
       Die USA sind nach UN-Angaben als einziger der 193 UN-Mitgliedstaaten aus
       den Verhandlungen ausgetreten. Er hoffe, dass die USA aber „früher oder
       später“ dem Abkommen beitreten würden, sagte Generalsekretär António
       Guterres. Die USA seien selbst „Migrationsland“.
       
       Auch Ungarn sieht den Vertrag kritisch und will kommende Woche in einer
       Regierungssitzung entscheiden, ob es beitritt, sagte eine Sprecherin der
       ungarischen UN-Vertretung.
       
       ## Symbolcharakter, aber rechtlich nicht bindend
       
       Die UN-Mitgliedstaaten hatten sich im September 2016 darauf geeinigt, den
       Pakt zu schließen. Er ist rechtlich nicht bindend, hat aber starken
       Symbolcharakter. Die Internationale Organisation für Migration (IOM) sprach
       vom „Beginn eines neuen historischen Bemühens, die globale Agenda für
       Migration in den kommenden Jahrzehnten zu gestalten“.
       
       Der 34 Seiten lange Migrationspakt soll helfen, Flüchtlingsströme besser zu
       organisieren und Rechte der Betroffenen zu stärken. Darin ist von
       „geteilter Verantwortung“ sowie „gegenseitigem Vertrauen, Entschlossenheit
       und Solidarität“ die Rede.
       
       Die UN-Sonderbeauftragte für Migration, Louise Arbour, warnte, die
       „chaotischen und gefährlich ausbeuterischen Aspekte“ von Migration dürften
       nicht zur Normalität werden. Zuvor hatte sie gelobt, dass die Gespräche
       über 18 Monate trotz der oft negativen und böswilligen Fehleinschätzungen
       über Migranten gut gelaufen seien.
       
       ## USA nicht dabei
       
       Die Regierung von US-Präsident Donald Trump bemüht sich mit einem Bündel
       von Maßnahmen darum, die Einwanderung in die USA massiv zu erschweren.
       Zuletzt hatten die US-Behörden international einen Aufschrei der Empörung
       ausgelöst, weil sie [4][Kinder und Eltern an der Grenze zu Mexiko
       trennten]. Trump beendete die Praxis zwar, hält grundsätzlich aber an der
       „Null-Toleranz-Politik“ fest.
       
       Bei seinem [5][Besuch in Großbritannien] kritisierte Trump erneut auch die
       Migrationspolitik der Bundesregierung und der EU. „Passt lieber auf Euch
       auf“, riet er den Europäern am Freitag. Die Migration verändere die Kultur
       und verändere die Sicherheitslage. „Ich glaube nicht, dass das gut für
       Europa ist und auch nicht für unser Land“, sagte Trump.
       
       Die große Koalition in Berlin hat ihren [6][wochenlangen Asylstreit gerade
       erst beigelegt]. Damit der Kompromiss wirklich hält, sind jedoch die
       Zusagen anderer Staaten nötig.
       
       Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) ist nach Verhandlungen mit seinen
       EU-Kollegen in Innsbruck optimistisch und hat mehrere neue Abkommen mit
       anderen EU-Staaten zur Rücknahme von Flüchtlingen in Aussicht gestellt. Bis
       spätestens Anfang August strebt Seehofer solche Abkommen auch mit
       Österreich, Griechenland und Italien an.
       
       [7][Der UN-Migrationspakt: Der vollständige Vertragstext – kommentiert von
       ExpertInnen für Migration.]
       
       14 Jul 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Migrationspakt-aus-ExpertInnen-Sicht/!5552609
   DIR [2] https://refugeesmigrants.un.org/migration-compact
   DIR [3] https://refugeesmigrants.un.org/sites/default/files/180711_final_draft_0.pdf
   DIR [4] /Familientrennung-an-Grenze-USA-Mexiko/!5514912
   DIR [5] /US-Praesident-Trump-in-Grossbritannien/!5517581
   DIR [6] /Einigung-in-Asylstreit/!5519248
   DIR [7] /Migrationspakt-aus-ExpertInnen-Sicht/!5552609
       
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