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       # taz.de -- Umsetzung des neuen Verpackungsgesetzes: Mehrwegpflicht wird ignoriert
       
       > Viele Gastronomiebetriebe ignorieren offenbar die Pflicht zu
       > Mehrwegangeboten – und die Bezirke kontrollieren kaum. Der BUND ruft zu
       > Meldungen auf.
       
   IMG Bild: So sieht's aus – wenn keiner Mehrweg to go macht
       
       Berlin taz | Weil die seit dem 1. Januar geltende Pflicht zum Angebot von
       Mehrwegverpackungen in der Gastronomie oft nicht eingehalten wird, hat der
       Berliner Landesverband des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND)
       [1][einen Online-Fragebogen zur Meldung von Verstößen entwickelt].
       
       Unter dem Motto „Checkt eure lokale Gastro“ können Teilnehmende angeben, ob
       ein bestimmtes Café oder Restaurant seine Speisen und Getränke auch im
       Rahmen einer Mehrweglösung ausgibt oder mitgebrachte Behälter befüllt. Der
       BUND legt aber Wert auf die Feststellung, dass diese Meldungen nicht an die
       Behörden weitergeleitet werden sollen.
       
       Vielmehr sollten die Ergebnisse der Organisation dabei helfen, den Stand
       der Umsetzung und die damit verbundenen Probleme besser einzuschätzen. Laut
       Daniel Affelt, Koordinator für Abfall- und Ressourcenpolitik beim BUND
       Berlin, bestehen bei vielen Betrieben noch große Wissenslücken.
       
       Aber nicht nur das: „Andere dürften mitbekommen haben, dass die Umsetzung
       überhaupt nicht kontrolliert wird“, so Affelt. Tatsächlich ergab eine
       aktuelle Abfrage des RBB bei den Berliner Bezirken, dass lediglich in Mitte
       und Reinickendorf die Einhaltung der gesetzlichen Pflicht schon einmal
       stichprobenartig überprüft wurde.
       
       ## BUND fordert mehr Aufklärung und Kontrollen
       
       [2][Das neue Verpackungsgesetz erlegt] Gastronomiebetrieben seit
       Jahresbeginn auf, ihre „To go“-Angebote auch in Mehrwegverpackungen
       anzubieten. Wie sie das konkret umsetzen, ist ihnen überlassen, es darf
       aber nicht teurer sein als der Verkauf in Wegwerfbehältern.
       
       Die Pflicht kennt bedeutende Ausnahmen: Sie gilt nicht für Betriebe mit
       weniger als 80 Quadratmetern Fläche oder weniger als fünf MitarbeiterInnen
       – diese müssen lediglich von KundInnen mitgebrachte Dosen oder Becher
       anstandslos befüllen, wenn diese hygienisch einwandfrei sind. Auch
       bestimmte Verpackungen wie etwa Pizzakartons sind generell ausgenommen.
       
       Nach Aussagen von Mittes Bezirkstadträtin Almut Neumann (Grüne) habe sich
       bei den ersten Kontrollen herausgestellt, dass viele Betriebe sich nicht an
       die Regeln hielten. Deswegen werde ab Mitte Mai schärfer kontrolliert, auch
       Bußgelder würden dann fällig.
       
       BUND-Experte Affelt fordert ebenfalls einen „deutlich höheren
       Kontrolldruck“. Anfangs müsse dabei allerdings die Aufklärung über die
       Pflicht im Mittelpunkt stehen: „Das ist leider bereits im Vorfeld der
       Einführung des Gesetzes in Berlin nicht geschehen.“
       
       ## 19 Millionen Tonnen Verpackungsmüll
       
       Der BUND weist darauf hin, dass der jährliche Verpackungsabfall in
       Deutschland mittlerweile auf das Rekordgewicht von knapp 19 Millionen
       Tonnen gestiegen ist. Große Treiber dafür seien To-Go-Verpackungen und
       Einweggeschirr. So werden trotz aller Kampagnen der Senatsumweltverwaltung
       für freiwillige Mehrweglösungen („Better World Cup“) in Berlin weiterhin
       täglich mehrere Hunderttausend Einweg-Kaffeebecher verbraucht.
       
       Schon im Februar hatte die [3][Deutsche Umwelthilfe (DUH) Testbesuche] bei
       Gastronomie- und Lebensmittelbetrieben gemacht und viele Verstöße
       konstatiert. Bei 10 der 16 kontrollierten Betriebe – darunter Ketten wie
       Starbucks, Cineplex und Rewe – gab es gar keine Mehrwegverpackungen, bei
       den anderen wurden die KundInnen nicht immer ausreichend über diese
       Möglichkeit informiert. Die DUH hat Verfahren gegen einige dieser Ketten
       eingeleitet.
       
       9 May 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bund-berlin.de/mitmachen/mehrweg-check/
   DIR [2] /Gesetz-zu-Mehrweg-Verpackungen/!5903395
   DIR [3] /Verstoesse-gegen-Mehrwegpflicht/!5911169
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
       ## TAGS
       
   DIR Verpackungsmüll
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