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       # taz.de -- Umstrittene Rede bei „Freie Bauern“-Demo: Naturschützer mit Hexenverbrennern gleichgesetzt
       
       > Mit der Inquisition vergleicht ein Redner bei einer Kundgebung der
       > Agrarorganisation Freie Bauern Umweltverbände. Die sehen sich diffamiert.
       
   IMG Bild: Er hat viel Wald geerbt: „Seine Durchlaucht“ und Freie-Bauern-Mitglied Salm
       
       Berlin taz | Ein Redner der Organisation [1][Freie Bauern] hat
       Umweltverbände auf eine Stufe mit Inquisitoren und Hexenverbrennern
       gestellt. „Nun gibt es ein Klagerecht für Institutionen, die weder
       überprüft noch zertifiziert werden noch staatlicher Kontrolle unterliegen
       noch demokratischer Kontrolle durch die Wähler unterliegen. Wissen Sie,
       wann wir das das letzte Mal hatten? Zu Zeiten der Inquisition und
       Hexenverbrennung“, sagte Franz Prinz zu Salm-Salm auf einer Veranstaltung
       der Agrarunternehmerorganisation zu „500 Jahre Deutscher Bauernkrieg“ am
       20. März im thüringischen Bad Frankenhausen. Das Klagerecht „gewisser
       Umwelt-, Tierschutz und Naturschutzverbände“ sei beispielhaft für
       „politische Willkür“.
       
       Alfons Wolff, Bundessprecher der Freien Bauern, lobte Salm gleich im
       Anschluss an dessen Rede als „Kämpfer für den ländlichen Raum, für Recht,
       für Freiheit. Wir sind froh, Franz Prinz Salm an unserer Seite zu haben.“
       Die Organisation verlinkte auf [2][ihrer Internetseite] ein [3][Video] mit
       der Rede von Salm, den sie als ihr „Mitglied“ bezeichnete.
       
       Über eine Verbandsklage dürfen anerkannte Umwelt- und
       Tierschutzorganisationen gegen Behördenentscheidungen vorgehen, auch wenn
       die Rechte der Verbände selbst nicht verletzt worden sind. So sollen die
       Belange der Umwelt leichter durchgesetzt werden. Die Inquisition war
       [4][laut Duden] ein als Einrichtung der katholischen Kirche wirkendes
       Gericht, das vom 12. bis 18. Jahrhundert „mit großer Härte und grausamen
       Untersuchungsmethoden“ gegen Abtrünnige und Ketzer vorging. Auch die
       Untersuchungen dieses Gerichts werden dem Wörterbuch zufolge als
       Inquisition bezeichnet.
       
       „Das Verbandsklagerecht ist nicht Willkür, sondern fest verankert im
       Rechtssystem“, sagte der taz Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer
       der Deutschen Umwelthilfe. Es sei gesetzlich geregelt und üblich „in
       europäischen und internationalen Demokratien“. „Insofern zeigt Herr
       Salm-Salm, dass er ein vordemokratisches Rechtsverständnis hat, vielleicht
       aus der Zeit, wo Adlige wie er das Sagen hatten in unserem Land.“
       
       Seine Wortwahl sei „geschmacklos, weil in Zeiten der Inquisition wirklich
       sehr viele Menschen umgebracht wurden durch eine religiös begründete
       Ideologie“, ergänzte Müller-Kraenner. Über die Freien Bauern sagte der
       Umweltschützer: „Ich kann nur hoffen, dass die Organisationen, die den
       Bauernstand wirklich vertreten, zum Beispiel der Deutsche Bauernverband,
       sich klar von solchen Dingen distanzieren und solche radikalen
       Splittergruppen dahin stellen, wo sie hingehören: nämlich ins Abseits.“
       
       „Mit der Diffamierung der Naturschutzverbände als ‚Inquisition‘ ist ein
       weiterer Tiefpunkt erreicht worden“, ergänzte eine Sprecherin des Bunds für
       Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Als Anwälte der Natur setzen
       wir uns für den Erhalt der Lebensgrundlagen wie sauberes Wasser und
       funktionsfähige Böden ein.“ Der BUND kämpfe damit auch dafür, dass
       Landwirte gute Produktionsbedingungen haben. Das Verbandsklagerecht fülle
       eine Lücke im deutschen Rechtssystem. „Bei Naturzerstörungen zum Beispiel
       an Flüssen, Schutzgebieten oder Wildtieren gibt es oftmals keine
       unmittelbar Betroffenen im rechtstechnischen Sinne, die vor Gericht ziehen
       könnten. Aus diesem Grund appellieren wir an SPD und Union, in ihrem
       Koalitionsvertrag das Verbandsklagerecht zu erhalten.“ Die Forderung, dass
       nur noch klagen darf, wer der Kontrolle des Staates unterliegt, würde den
       Rechtsstaat verhöhnen, so der BUND.
       
       Die Freien Bauern haben nach eigenen Angaben [5][1.900 Mitglieder], während
       es in Deutschland [6][260.000 Agrarbetriebe] gibt. Manche Medien berichten
       über den Verband immer wieder unkritisch. Kritiker bezeichnen die
       Organisation als [7][rechtspopulistisch]. Sie hat sich auf Vorschlag der
       AfD als Sachverständige in den Bundestag einladen lassen. Bei einer
       Kundgebung der Freien Bauern durfte ein AfD-Politiker auf der Bühne
       sprechen. Während der Bauernproteste 2023/24 weigerte sich der Verband in
       Niedersachsen über sechs Wochen lang, eine [8][Distanzierung von Protesten
       mit Galgen] und vor Privathäusern von Politikern zu unterschreiben. Bei
       einer Demo in Berlin tolerierte die Gruppe ein [9][Banner mit einer
       rechtsextremen Aufschrift].
       
       30 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
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   DIR [4] https://www.duden.de/rechtschreibung/Inquisition
   DIR [5] https://www.freiebauern.de/index.php/initiative
   DIR [6] https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forstwirtschaft-Fischerei/Landwirtschaftliche-Betriebe/_inhalt.html
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       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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