# taz.de -- Umsturz in Mali: Rücktritt nach Putsch
> Präsident Ibrahim Boubacar Keïta verkündet seinen Rücktritt, nachdem
> Malis Militär ihn festgenommen hatte. Demonstrant*innen jubeln.
IMG Bild: Jubel in der Hauptstadt: In Bamako feiern Menschen die Festnahme des Präsidenten Keïta
Cotonou taz | Es ist vorbei, zumindest vorerst: Nach monatelangen Protesten
hat Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keïta in der Nacht zu Mittwoch im
staatlichen Fernsehen ORTM seinen Rücktritt bekannt gegeben. In einer
kurzen, recht blumigen Rede sagte der 75-Jährige, er wolle vermeiden, dass
Blut vergossen wird, nur damit er an der Macht bleibt.
Auch hatte er sieben Jahre lang „das Glück und die Freude, das Land nach
besten Kräften wieder auf die Beine zu stellen“. Sein Rücktritt hat weitere
Konsequenzen: Auch Nationalversammlung und Regierung werden aufgelöst.
Stunden vor seiner Ansprache waren [1][Keïta sowie Premierminister Boubou
Cissé von aufständischen Soldaten festgenommen] worden. Dies war am späten
Dienstagnachmittag von Anti-Regierungs-Demonstrant*innen in Bamakos
Innenstadt bejubelt worden.
Ebenfalls per Fernsehübertragung hat Ismaël Wagué, Sprecher der
aufständische Soldat*innen, am Mittwochmorgen bekannt gegeben, dass die
Militärs das Nationalkomitee zur Errettung des Volkes (CNSP) gegründet
haben. „Wir wollen keine Macht, aber wir wollen die Stabilität des Landes“,
hieß es in der Ansprache. Beispielsweise hätten die [2][Proteste gegen die
Ergebnisse der vergangenen Wahlen] gezeigt, dass es dem Land schlecht gehe.
Wagué kritisierte außerdem den Klientelismus, der alle
Entwicklungsmöglichkeiten des Landes beendet hätte.
## Kritik von internationalen Organisationen
Ersten Bekundungen zufolge sei ein „zivilpolitischer Übergang“ das Ziel.
Man wolle „glaubwürdige und transparente Wahlen“ organisieren. Bis auf
weiteres sind die Grenzen geschlossen. Auch gebe es zwischen 21 und 5 Uhr
eine Ausgangssperre.
Die malischen Streitkräfte hatten in den vergangenen Monaten immer wieder
in der Kritik gestanden, für Massaker an der Zivilbevölkerung
verantwortlich zu sein. Vor allem sollen sie Mitglieder der ethnischen
Gruppe der Peulh – Fulani im anglofonen Afrika – getötet haben. Auch haben
sie Gefangene, die mutmaßliche Terrorist*innen gewesen sein sollen, ohne
Ermittlungen und Verfahren getötet. Außerdem hätten sie Angriffe auf Dörfer
nicht verhindert.
Internationale Organisationen haben die Entwicklung in dem Sahelstaat
scharf kritisiert. Kurz vor Keïtas Rücktritt forderte der Generalsekretär
der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, dazu auf, die „verfassungsmäßige
Ordnung und Rechtsstaatlichkeit“ unverzüglich wiederherzustellen.
Ähnliches hatte am Dienstagnachmittag die [3][Westafrikanische
Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas] gefordert, deren Vermittlungsversuche
zwischen der Protestbewegung M5-RPF und der Regierung in den vergangenen
Wochen immer wieder gescheitert waren. Am Dienstagabend betonte die
Regionalorganisation erneut, dass die Regierung Malis „demokratisch
gewählt“ worden war. Sie hat Mali von allen Ecowas-Gremien suspendiert.
19 Aug 2020
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## AUTOREN
DIR Katrin Gänsler
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