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       # taz.de -- Unabhängigkeitstag in Brasilien: Generalprobe für den Umsturz
       
       > Brasiliens Präsident Bolsonaro gerät zunehmend unter Druck. Am
       > Unabhängigkeitstag mobilisiert er die Massen gegen das
       > Verfassungsgericht.
       
   IMG Bild: Solidarität mit dem umstrittenten Präsidenten bei einer Demonstration in Sao Paulo
       
       Ein „Flop“ sollen die Proteste von Anhänger*innen des brasilianischen
       Präsidenten Jair Bolsonaro gewesen sein. So tönte es bereits am
       Dienstagnachmittag, als die Demonstrationen noch im vollem Gange waren.
       [1][Zehntausende waren auf die Straße gezogen], um ihrem krisengebeutelten
       Idol den Rücken zu stärken. Diktaturfans, Farmer, Christen, eine krude
       Mischung. Und es stimmt: Am Ende demonstrierten weniger Menschen als
       erwartet.
       
       Bolsonaros vollmundige Ankündigung, dass sich „das Volk“ erheben werde, ist
       wahrlich nicht eingetreten. Die ganz großen Bilder sind ausgeblieben. Ein
       Misserfolg waren die Proteste trotzdem nicht, im Gegenteil. Denn Bolsonaro
       hat es wieder einmal geschafft, seine radikale Anhängerschaft zu
       mobilisieren – und das ist das, was für ihn zählt. Seit jeher macht der
       Rowdypräsident ausschließlich Politik für seine Basis.
       
       Es ist eine Politik der permanenten Mobilisierung. Bolsonaro braucht die
       Spannung, die Konflikte, die Empörung. Das hat er gestern mit seiner
       Forderung erreicht, nicht länger Entscheidungen vom [2][Obersten
       Gerichtshof] zu befolgen. Die Putschfantasien kommen bei seinen
       Anhänger*innen gut an. Sie feiern ihn wie einen Gott für seinen
       Radikalismus, für die ständigen Provokationen und für seine ungehobelte
       Art.
       
       Die meisten Bolsonaro-Fans stecken ohnehin tief in Echokammern fest. Kritik
       von außen? Kommunistische Propaganda! Widerspruch? Lügen des
       Establishments! [3][Faktenchecks]? Attacken der Systemmedien! Deshalb
       werden sie den gestrigen Tag wahrscheinlich als Erfolg feiern. Sich im
       Gefühl wähnen, im Herzen eines Aufstandes gewesen zu sein. Glauben, einen
       wichtigen Schritt zur rechten Revolte gemacht zu haben.
       
       Ja, Bolsonaro steckt in einer schweren Krise. Doch mit seinen fanatisierten
       Anhänger*innen an der Seite wird es ihm mit ziemlicher Sicherheit
       gelingen, im nächsten Jahr in die Stichwahl um die Präsidentschaft
       einzuziehen. Was danach passiert, ist unberechenbar. Was indes als sicher
       gilt: Der ausgemachte Antidemokrat Bolsonaro wird nicht einfach abdanken.
       Deshalb sind Proteste wie die gestrigen so wichtig, als Generalprobe für
       den großen Umsturz.
       
       8 Sep 2021
       
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