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       # taz.de -- Unnötig laute Motorräder und Autos: Schummelklappen im Auspuff
       
       > Firmen wie BMW bauen Motorräder und Autos so, dass sie lauter sind als
       > nötig wäre. Das ermöglichen realitätsferne Zulassungstests.
       
   IMG Bild: Anwohner, die sich sich über Lärm beschweren? Gibt es auf den US-Highways nicht. Filmszene aus „Easy Rider“ von 1969
       
       Sulzbach/Berlin taz | Acht Spuren Blech. Die Leipziger Straße in Berlin ist
       ein riesiger Lärmteppich, gewebt aus Autos und Lastwagen, aber am lautesten
       sind die beiden Motorräder zwischen den Schenkeln ihrer sonnenbebrillten
       Fahrer. Sie fauchen, wummern, röhren. Ihr WRRRRMMMM dringt sogar durch das
       geschlossene Fenster im dritten Stock, dabei sind sie kleiner als alle
       anderen Fahrzeuge auf der Straße.
       
       Wie kann das sein? Und warum werden solche Krachmachmaschinen überhaupt
       gebaut?
       
       Tim Wagstyl ist Ingenieur bei BMW, Deutschlands Marktführer für Motorräder.
       In der Stadt, sagt der 28-Jährige, der nicht nur aus beruflichen Gründen
       Motorrad fährt, könne er schon mal mit einem lautlosen Elektromotor
       unterwegs sein. „Aber wenn ich irgendwo am Wochenende hinfahre und einfach
       Spaß haben möchte, dann würde ich ohne Verbrennungsmotor kein Motorrad
       fahren. Ausgeschlossen.“ Der Sound unterstütze das Freiheitsgefühl, das
       viele Motorradfahrer suchen, sagt Wagstyl. „Vielleicht ist das so ein
       bisschen Urinstinkt: Ich fahre jetzt durch den Wald und mach ein Geräusch.“
       
       Ein Motorradfahrer beschreibt es in einem Internetforum so: „Meine Karre
       klingt wie die reine Offenbarung … Ein tiefer hammerartiger trockener
       Bassschlag wird bei Drehzahlen über 5.500 U/Min von einem jubelnden
       Trompeten begleitet … Unter dem Tank saugen zwei gierige Luder den
       Fahrtwind weg, während ein durchgeknallter Kanarienvogel versucht, dem
       Ganzen eine Obertonnote aufzusetzen …“
       
       Holger Siegel ist einer derjenigen, die sich von solchen Leuten gestört
       fühlen. Der 52-jährige Chef einer PR-Agentur ist Deutschlands bekanntester
       Gegner von unnötigen Lärmbelästigungen durch Kraftfahrzeuge. Als Sprecher
       des [1][Arbeitskreises Motorradlärm] beim Bund für Umwelt und Naturschutz
       Deutschland (BUND), der [2][rund 580.000 Mitglieder und Dauerspender] hat,
       kämpft er dafür, dass Leute wie Wagstyl künftig nicht mehr so viel Krach
       machen können.
       
       ## Orgiastische Gefühle
       
       Siegel lebt in einem mit Designer-Möbeln eingerichteten 60er-Jahre-Bungalow
       in der baden-württembergischen Gemeinde Sulzbach an der Murr. Es könnte
       sehr idyllisch sein auf seinem Berghang, mit dem Blick auf grüne Wiesen und
       sanfte Hänge. Wenn da nicht die Bundesstraße 14 wäre, die keine 500 Meter
       unter Siegels Haus liegt. Sie schlängelt sich den Berg hoch bis zum
       Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.
       
       Während einer Autofahrt auf der B 14 schwärmt Siegel von den „wunderbaren
       Motorradkurven“, den „Beschleunigungskräften“, den „orgiastischen
       Gefühlen“. Er spricht wie ein Kenner, nicht wie ein Motorradhasser. Das
       liegt daran, dass er selbst gern Motorrad fährt, schon seit er beinahe noch
       ein Kind war. Sein Vater war Motorradhändler. Siegel fährt noch heute,
       immer wenn das Wetter es zulässt, mit einer BMW R 80 GS zur Arbeit. Aber
       erstens kurvt er normalerweise nicht aus Spaß durch die Gegend, sondern
       nutzt die BMW als Transportmittel. Zweitens ist sie aus den neunziger
       Jahren und hat nur 50 PS. Sie ist leiser als die meisten neuen Motorräder,
       die ein viel kräftigeres Triebwerk haben.
       
       So wie die Maschine in einem Video auf YouTube, das der Fahrer hochgeladen
       hat: [3][„Going wild on B 14“]. Er legt sich so weit in die Kurven, dass er
       den Asphalt berührt. Der Tacho zeigt ständig über 100, manchmal sogar über
       200 Kilometer pro Stunde. Die Nadel des Umdrehungszählers schießt fast bis
       zum Anschlag hoch. Und man hört den Lärm, der für ein paar Millisekunden
       nachlässt, wenn der Fahrer einen Gang höher schaltet, dann aber sofort
       wieder ohrenbetäubend anschwillt.
       
       Während die Krachmacher auf der B 14 ihren Spaß haben, leiden Siegel und
       andere, die an der Strecke wohnen. Einmal habe er in immerhin 400 Metern
       Entfernung mit einem Messgerät einen Schalldruck von 80 Dezibel
       festgestellt. Einen Lastwagen höre man auf diese Distanz nur als moderates
       Brummen, sagt Siegel. „Und der Lkw macht ein konstantes Geräusch. Nicht
       dieses Sägende, dieses Aufheulen, wenn Motorräder beschleunigen, das so auf
       die Nerven geht.“ Vor allem, wenn wie bei ihm zu Stoßzeiten 50 bis 60
       Motorräder pro Stunde vorbeifahren.
       
       Aber es geht nicht nur um ein paar Anwohner an Raserstrecken. Motorradlärm
       ist ein Symbol und ein Extrem eines Problems, das Millionen Menschen in
       Deutschland betrifft. [4][Mehr als die Hälfte der Bevölkerung fühlt sich
       durch Straßenverkehrslärm gestört] oder belästigt. Er ist seit Langem die
       dominierende Lärmquelle in Deutschland. Das zeigt eine Umfrage, die das
       Umweltbundesamt 2016 durchführen ließ. Das Problem wird nicht nur durch die
       vergleichsweise wenigen Motorräder, sondern auch durch immer mehr Autos mit
       ähnlichen Lärmpegeln verursacht.
       
       ## Krank durch Lärm
       
       Dabei können chronische Lärmbelastungen [5][Herz-Kreislauf-Erkrankungen] –
       zum Beispiel Arterienverkalkung – verursachen, außerdem Bluthochdruck,
       Schlaganfall und einen Herzinfarkt, warnt das bundeseigene
       Robert-Koch-Institut.
       
       Dennoch konstruieren BMW, Audi und andere Konzerne Fahrzeuge absichtlich
       so, dass sie besonders laut sind. Viele Motorrad- und einige Automodelle
       erzeugen mehr gesundheitsschädlichen Verkehrslärm, als zum Fahren nötig
       wäre. Das geht aus Antworten der Hersteller auf zahlreiche Anfragen der taz
       hervor.
       
       BMW lässt fast alle seiner krachmachenden Motorräder im Berliner Stadtteil
       Spandau bauen. Tim Wagstyl, der Ingenieur, führt durch die Montagehalle,
       ein zweistöckiges, gesichtsloses Industriegebäude mit viel Neonlicht. An
       Schienen unter der Decke hängen gelbe, mannshohe Metallhaken in der Form
       eines C. Auf dem unteren Ende steht der Motorblock. „Die werden dann mit
       einer Geschwindigkeit von 1,5 Meter pro Minute durch die Produktion gezogen
       und währenddessen montieren die Mitarbeiter an dem Motorrad“, sagt Wagstyl.
       
       Gerade nimmt einer der Männer – Frauen sind nicht zu sehen – den Tank aus
       einem Rollwagen. „Er schließt ihn an. Das geht ratzfatz“, sagt Wagstyl.Dann
       läuft der Haken zum nächsten „Takt“, also den nächsten Arbeitern. Sie
       montieren die Hinterräder, später folgt die Batterie.
       
       Wagstyl ist stolz darauf, dass alles in der Fabrik zu passen scheint: Die
       Zeit, die die Arbeiter für jeden Montageschritt brauchen, muss so kurz wie
       möglich, aber auch so lange wie nötig bemessen sein, damit das Band nie
       anhalten muss. Millionen Teile sind zum richtigen Zeitpunkt am richtigen
       Ort. Die fertigen Fahrzeuge werden in mehr als 130 Länder geliefert.
       Zwischendurch, ungefähr auf der Höhe des Takts mit dem Tank, bauen Wagstyls
       Kollegen die Auspuffanlage an das Motorrad. Das ist das Teil, das
       maßgeblich darüber entscheidet, wie laut ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor
       ist.
       
       Das Geräusch, erklärt Wagstyl, entstehe im Brennraum des Motors. Diese
       Kammer wird mit Luft und Benzin gefüllt. Dann erzeugt die Zündkerze einen
       Funken, der das Gemisch verbrennen lässt. Es explodiert. Dadurch wird ein
       Kolben nach außen gedrückt, dessen Bewegung zum Beispiel über Pleuel und
       Ketten an die Räder weitergegeben wird. Aber durch die Explosion entsteht
       auch Schall, der mit dem Abgas in den Auspuff gelangt. Dort wird der Lärm
       durch einen Schalldämpfer reduziert.
       
       ## Klappen im Auspuff
       
       In die Rohre der Abgasanlagen vieler Motorräder und Autos bauen die
       Hersteller Klappen ein. Je weiter sie geschlossen sind, desto stärker wird
       das Geräusch gedämpft.
       
       Die Klappen schließen sich, wenn das Motorrad so fährt, wie es im
       Geräuschtest für die amtliche Zulassung fahren muss. Doch dabei werden nur
       sehr eng begrenzte Bereiche getestet: im Leerlauf bei bestimmten Drehzahlen
       und vor allem bei einer Beschleunigungsfahrt – die ist aber nur 20 Meter
       lang. So steht es in den [6][Vorschriften, die in der EU gelten]. Und das
       Tempo ist gering: „Motorräder werden auf ihre Geräuschemissionen bei einer
       Fahrzeuggeschwindigkeit von bis zu ungefähr 50 Kilometer pro Stunde
       getestet“, teilt die Europäische Kommission der taz mit. Das gelte für die
       Prüfungen, die die Behörden durchführen lassen.
       
       Zusätzlich müssen die Hersteller selbst einen Test machen, der
       Geschwindigkeiten von 20 bis 80 Kilometern pro Stunde erfasst. Aber das ist
       laut EU-Kommission eben keine behördliche Prüfung: Die Hersteller müssen
       einfach unterschreiben, dass ihre Modelle diese Regel einhalten. Der Staat
       verlässt sich also auf Beteuerungen zum Beispiel von VW – einem Konzern,
       der im Abgasskandal Behörden nach Strich und Faden belogen hat.
       
       Und bei diesen Herstellertests gilt: „Motorrad-Geräuschemissionen werden
       nicht über 80 Kilometer pro Stunde getestet“, schreibt eine
       Kommissionssprecherin der taz. Dabei sind Motorradfahrer auf den
       einschlägigen Rennstrecken locker doppelt so schnell unterwegs.
       „Insbesondere lärmintensives hochtouriges Beschleunigen und straßenübliche
       Geschwindigkeiten über 80 km/h werden in den EU-Messvorschriften nicht
       berücksichtigt“, kritisiert auch das baden-württembergische
       Verkehrsministerium.
       
       Dass die Zulassungsverfahren unrealistisch sind, legt eine Stuttgarter
       Untersuchung nahe: Manche Motorräder waren plötzlich doppelt so laut, als
       die Tester die Bedingungen etwas veränderten, um sie praxisnäher zu
       gestalten.
       
       ## „Gezielten Soundgestaltung“
       
       Dabei könnten Motorräder ohne Probleme leiser sein. Denn die
       Auspuffklappen könnten immer weitgehend geschlossen werden, wenn die
       Hersteller es nur wollten. „In dem Arbeitsbereich der Klappen ist kein
       Einfluss auf die Motorleistung gegeben“, antwortet ein BMW-Sprecher auf die
       Frage, ob die Leistung abnimmt, wenn die Teile schließen. Sie würden eben
       „zur gezielten Soundgestaltung eingesetzt“. Daraus macht das Unternehmen
       auch in Prospekten keinen Hehl. Über das Modell [7][K 1300 S (pdf-Datei)]
       heißt es: „Überall schneidet sie mit ihrem aerodynamischen Design eine
       Schneise in den Fahrtwind. Begleitet vom maskulinen Sound aus dem
       hexagonalen Auspuffrohr mit Akustikklappe.“
       
       Die Klappen sollen nicht nur den Klang zum Beispiel dumpfer oder tiefer
       machen. Das wird in der Branche gern behauptet, weil die Tonlage eines
       Fahrzeugs vom Gesetz nicht reguliert wird. Aber BMW schreibt der taz: „Um
       ein Motorrad ohne Klappensystem zuzulassen, wären Anpassungen an der
       Abgasanlage und am Package (dem Basisplan eines Motorrads, die Red.)
       notwendig.“ Die Klappen sollen also auch ermöglichen, dass ein Motorrad
       schlichtweg lauter sein kann als im Zulassungstest.
       
       Auf YouTube lässt sich beobachten, was BMW-Kunden mit solchen Maschinen
       veranstalten: Einer rast mit 200 Kilometern pro Stunde über eine Landstraße
       in Deutschland, bis der Ton der Aufnahme nur noch dröhnt. Angst vor der
       Polizei hat kaum einer: Die meisten Radarfallen fotografieren Temposünder
       nur von vorn, da haben Motorräder aber keine Nummernschilder. Und selbst
       von hinten ist der Fahrer in seinem Helm, gern mit dunklem Visier, meist
       nicht zu erkennen – und demnach auch nicht zu ermitteln.
       
       Die Schummelklappen im Auspuff haben laut BMW nicht nur ein paar wenige
       Modelle, sondern alle mit Boxer-Motor sowie die S 1000 RR, S 1000 R und die
       S 1000 XR. Also auch Deutschlands [8][meistverkaufter Typ], die BMW R 1200
       GS. Rund 6.900 fabrikneue Exemplare wurden allein 2016 zugelassen. Auch
       andere Konzerne bauen in mehrere Modelle Auspuffklappen ein: Das
       bestätigten der taz etwa Kawasaki, Yamaha und KTM. Teilweise bestreiten
       diese Hersteller aber, dass die Klappen den Lärm reduzieren sollen.
       
       ## Lärm auf Knopfdruck
       
       Ehrlicher sind da die Hersteller von Zubehör-Auspuffen, die allesamt
       Klappen haben. Das unterfränkische Unternehmen [9][Kesstech] etwa wirbt mit
       dem Slogan „Feel the sound“. „Ein Serienbike dieser Tage“, heißt es auf der
       Internetseite der Firma, „ist leiser als dein Rasenmäher in den 90ern.“
       Soll heißen: Mit einem Kesstech-Auspuff wird es wieder richtig laut. Und
       das auf Knopfdruck: Der Fahrer kann hier die Klappe selbst öffnen und
       schließen.
       
       Bei der Konkurrenzmarke „[10][Dr. Jekill and Mr. Hyde]“ spricht schon der
       Name Bände. „Dr. Jekill steht für den leisen Soundmodus mit geschlossener
       Klappe“, schreibt die Firma. „Mr. Hyde erscheint, wenn die Klappe auf
       Knopfdruck geöffnet wird. Dadurch werden die Abgase nicht mehr umgeleitet,
       sondern strömen auf direktem Weg nach außen. Die Auslasskammern erfüllen
       ihre primäre Aufgabe, nämlich für mehr Klangfülle zu sorgen.“
       
       Auch bei Autos werden die Klappen eingesetzt. Das Audi TT RS Coupé
       beispielsweise erzeugt auf Knopfdruck mehr Lärm als fürs Fahren nötig. „Der
       imposante Motorsound kann durch die [11][RS-Soundtaste] noch verstärkt
       werden“, wirbt die VW-Tochter im Internet. Den TTS Roadster preist die
       Firma unter anderem mit den Worten an: „Schaltbare Klappen in der
       Abgasanlage sorgen für noch volleren Sound.“
       
       „Beim Volkswagen Golf R dient die Akustikklappe dazu, einen gewünschten
       sportlicheren Sound zu erzeugen“, schreibt der Wolfsburger Konzern.
       Betroffen seien auch Passat- und Tiguan-Modelle mit dem Motor 1,4 TSI ACT
       110 KW. BMW nennt zum Beispiel den M760Li, X3 M40i und den M3, die „bei
       höherer Last und bei höheren Drehzahlbereichen“ die Klappen öffnen.
       „Hierdurch erreicht man ein erlebbares Soundfeedback.“
       
       Mercedes bestätigt, dass in „manchen Modellen“ seiner Tochterfirma AMG eine
       „Abgasanlage mit Klappentechnologie“ zum Einsatz komme. Porsche gibt zu,
       dass die meisten Abgassysteme der Marke „über aktiv schaltbare
       Stellelemente“ verfügten.
       
       Wem das nicht reicht, der kann sich wie für Motorräder auch für Autos noch
       lautere Auspuffanlagen von Zubehörherstellern kaufen.
       
       Alle Firmen beteuern, dass sie die Gesetze einhalten würden. „Das kann
       sogar sein“, sagt Aktivist Siegel. „Nur haben die Gesetze eben riesige
       Lücken.“ Da hätten die Lobbyisten der Autoindustrie ganze Arbeit geleistet.
       Das kenne man ja schon von der löcherigen Gesetzgebung zu Abgastests.
       
       Warum sind die Behörden da bloß so lasch?
       
       Berlin, die Heimat des BMW-Motorradwerks, ist das Bundesland mit einer der
       höchsten Arbeitslosenquoten und einer vergleichsweise geringen
       Wirtschaftsleistung. [12][Nirgendwo können so viele
       sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nicht von ihrem Lohn leben] und
       kassieren deshalb zusätzlich Hartz IV. BMW unterhält dort immerhin rund
       2.000 feste Arbeitsplätze. Der Konzern zahlt Tariflöhne, von denen viele
       Bewohner prekärer Viertel der Stadt nur träumen können. Und im Sommer, wenn
       besonders viele Motorräder verkauft werden, stellt BMW zusätzlich 500
       Zeitarbeitskräfte ein.
       
       Von ihnen hängen 12,2 Millionen Jobs in Europa ab, sagen die
       Autohersteller. Viele Politiker befürchten, strengere Umweltauflagen
       könnten diese Arbeitsplätze gefährden.
       
       ## Schmutziges Geschäft
       
       Holger Siegel hält das alles für eine Ausrede. „Wenn alle leise wären,
       würde zum Beispiel BMW genauso viele Motorräder oder Autos verkaufen, wie
       wenn alle laut sind.“ Außerdem habe doch jeder Produzent eine Verantwortung
       für die Gesellschaft, für die Gesundheit der Bevölkerung. „Wollen wir uns
       wegen dieses schmutzigen Geschäfts, das die AMGs und die BMWs und ein paar
       andere im Tuningbereich mit ein paar Asozialen machen, die Innenstädte und
       die Naherholungsgebiete noch weiter kaputtmachen lassen?“ Asozial. So
       beschreibt er die Fahrer, die absichtlich Lärm verursachen.
       
       „Wir brauchen für Autos und Motorräder einen Dezibel-Grenzwert, der über
       das gesamte Drehzahlband einzuhalten ist“, sagt Siegel, „nicht nur in
       bestimmten Situationen wie bei den Zulassungstests.“ Außerdem sollten
       Auspuffklappen verboten werden. Dann könnten die Hersteller nicht mehr
       tricksen.
       
       Doch von so einer Reform ist die zuständige EU-Kommission weit entfernt. In
       einer Antwort auf eine taz-Anfrage nennt sie nicht die Tricks der
       Hersteller als wichtigste Ursache von Motorradlärm, sondern dass die Fahrer
       ihre Maschinen manipulieren oder zu laut aufdrehen. „Um dieses Problem
       sollten sich die Behörden der Mitgliedsstaaten kümmern, die für die
       Durchsetzung der Verkehrsregeln verantwortlich sind“, schreibt die
       Kommission. Zwar will sie nach eigenen Angaben neue Geräusch-Grenzwerte für
       Motorräder vorschlagen. „Aber wenn sie nicht die Lücken im Prüfsystem
       schließt, wird das nicht viel bringen“, sagt Siegel. Und davon ist bislang
       nicht die Rede.
       
       Das Bundesverkehrsministerium antwortet nicht, als die taz um eine
       Stellungnahme bittet.
       
       Im Bundestag steht Sabine Leidig, Verkehrsexpertin der Linken, ziemlich
       allein da mit ihrer Forderung, dass „die Prüfmethoden an den realen Betrieb
       der Fahrzeuge angepasst werden“.
       
       Sieht so aus, als könne Ingenieur Wagstyl sein Bedürfnis nach „Sound“
       weiter ausleben . Er arbeitet jetzt für BMW in San Francisco. In seiner
       Freizeit brettert er mit seinem Motorrad über schier endlose Highways.
       
       Anmerkung der Redaktion, 21.02.2018: 
       
       BMW hatte uns in einer Mail vom 12.09.2017 falsche, nicht existierende
       Typbezeichnungen der Motorradmodelle genannt, die Auspuffklappen haben. Auf
       Nachfrage hat das Unternehmen die Angaben korrigiert, woraufhin wir nun das
       entsprechende Zitat im Artikel angepasst haben.
       
       11 Feb 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://motorradlaerm.de/
   DIR [2] https://www.bund.net/ueber-uns/transparenz/jahresbericht/
   DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=MWskhTtDAqY
   DIR [4] https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/umweltbewusstsein-in-deutschland-2016
   DIR [5] https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GesundAZ/Content/L/Laerm/Inhalt/laerm_inhalt.html
   DIR [6] https://www.unece.org/fileadmin/DAM/trans/main/wp29/wp29regs/R041r2e.pdf
   DIR [7] http://m.bmw-motorrad.com/_common/pdf/bike/de_2012/Flyer_K1300S_MY2013_DEC.pdf
   DIR [8] https://www.ivm-ev.de/assets/Uploads/IVM-Jahresbericht-2016.pdf
   DIR [9] https://www.kesstech.de/de/
   DIR [10] http://jekillandhyde.com/DE_DE/technik
   DIR [11] https://www.audi.at/tt/tt-rs-coupe/ueberblick
   DIR [12] http://www.wiwo.de/politik/deutschland/hartz-iv-berlin-ist-hauptstadt-der-aufstocker/13819504.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
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       Jedes Wochenende fahren Vollidioten mit fetten Karren um die Wette und
       verstopfen damit das Sielwalleck. Und die Polizei schaut zu
       
   DIR Neuer Abgasskandal: Audi in Erklärungsnot
       
       Wen interessiert das neue Elektroauto, wenn es einen neuen Abgasskandal
       gibt? Bei der Hauptversammlung sah sich Audi mit harten Vorwürfen
       konfrontiert.
       
   DIR Kolumne Fremd und befremdlich: Der Schwanz der Nation
       
       Autoposer sind Leute mit aufgemotzten Autos und dem Horizont eines
       Fünfjährigen. Es würde keine Autoposer geben, wenn die Leute nicht so
       neidisch auf sie wären.
       
   DIR Motorrad-Bilanz vom Wochenende: Die Sonne scheint, Biker sterben
       
       Mindestens fünf Menschen sind am Wochenende bei Unfällen mit Motorrädern
       ums Leben gekommen. Die Maschinen sind auch wegen ihres Lärms umstritten.
       
   DIR Studie der Deutschen Umwelthilfe: Diesel stinken auch nach Update
       
       Die Bundesumweltministerin hält eine Hardware-Nachrüstung in der Debatte.
       Doch die Autoindustrie wehrt sich.
       
   DIR Personalwechsel bei Volkswagen: Der Neue als „Kostenkiller“
       
       Der Autokonzern wechselt trotz Rekordergebnissen überraschend die
       Führungsspitze aus. Der Börsenkurs steigt, doch das Personalproblem
       bleibt.
       
   DIR Erweiterung der Lärmgrenzwerte: EU-Politiker gegen Motorradlärm
       
       Im Frühling wird es wieder laut auf Rennstrecken. Umweltexperten aus dem
       EU-Parlament fordern strengere Zulassungsvorschriften.
       
   DIR Kommentar Dieselverbrecher: Schlimmer als die Atomindustrie
       
       Die Auto-Bosse sind Verbrecher. Der Bund könnte sie zwingen, in einen Fonds
       zur Absicherung der durch sie produzierten Risiken einzuzahlen.
       
   DIR Lärm durch zu laute Motoren: Härtere Regeln gegen Motorradlärm
       
       Nach einem taz-Bericht fordert die Umweltbundesamt-Chefin schärfere
       Prüfungen. Das Kraftfahrtbundesamt soll strenger beaufsichtigen.
       
   DIR Kommentar Laute Autos und Motorräder: Die Lärmtests sind eine Farce
       
       Nicht nur bei Abgas und Verbrauch betrügen die Konzerne: Auch beim Lärm
       wird offenbar systematisch getrickst – wahrscheinlich sogar legal.
       
   DIR Gesundheitsschädlicher Lärm: Brummen kann gefährlich werden
       
       Dröhnende Geräusche technischer Anlagen können die Gesundheit schädigen.
       Das ist sogar bei nicht hörbaren Tönen der Fall.
       
   DIR Überraschendes Studienergebnis: „Das größte Risiko ist die Depression“
       
       Anwohner leiden, weil sie keine Perspektive haben, sich dem Lärm zu
       entziehen, sagt Professor und Studienleiter Rainer Guski.