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       # taz.de -- Unruhen in Äthiopien: Protest gegen Abiy Ahmed
       
       > Kaum bekommt Äthiopiens Regierungschef den Nobelpreis, erregt seine
       > Politik Protest in der Heimat. 12 Menschen starben bei Unruhen.
       
   IMG Bild: Massenprotest vor dem Haus des Oppositionellen Jawar Mohammed in Addis Abeba, 23. Oktober
       
       Nairobi taz | Mit Waffen und Tränengas geht die Polizei in mehreren Städten
       Äthiopiens seit Mittwoch gegen Demonstranten vor, die gegen Premierminister
       Ahmed Abiy protestieren. Auslöser ist die Behandlung des prominenten
       Oppositionsaktivisten Jawar Mohammed: Nach dessen Angaben hat die Regierung
       seine Leibwächter abgezogen, und sein Leben sei jetzt in Gefahr.
       
       Die Behörden verneinen das, aber Hunderte vor allem junge Anhänger Jawars
       gingen noch in der Nacht zu Mittwoch in seinem Wohnviertel in der
       Hauptstadt Addis Abeba auf die Straße und skandierten „Weg mit Abiy“.
       
       Am Tag dehnten sich die Proteste auf mehrere Städte aus. Nach Angaben der
       Demonstranten wurden bis Donnerstagmittag zwölf Menschen getötet und
       Dutzende verwundet.
       
       Bei den Protesten wurden auch Exemplare von Abiys Buch „Medemer“ verbrannt.
       Das Buch wurde publiziert und im ganzen Land verteilt, kurz nachdem Abiy
       vor zwei Wochen den [1][Friedensnobelpreis] zugesprochen bekommen hatte.
       Darin erklärt der für seine [2][Friedens- und Reformpolitik] prämierte
       Regierungschef seine politische Philosophie und seine Pläne für Äthiopien.
       Gegner von Abiy meinen, es sei ein Zeichen von Größenwahnsinn.
       
       ## Keine ethnische Dimension
       
       Jawar ist ein Journalist und Medienunternehmer, geboren in Äthiopien. Er
       zog unter der vorherigen autoritären Führung in die USA und nahm die
       dortige Staatsangehörigkeit an. Seit Abiy im April 2018 Ministerpräsident
       von Äthiopien wurde, hat er Tausende inhaftierte Regierungskritiker
       freigelassen und Oppositionsführer im Ausland gebeten heimzukehren.
       
       Jawar, der sich in den USA mit kritischen Onlinepublikationen über
       Äthiopien einen Namen gemacht hatte, nahm die Einladung an, aber behielt
       auch nach seiner Rückkehr seine kritische Haltung.
       
       Das reichte Abiy jetzt offensichtlich. Am Dienstag sagte er im äthiopischen
       Parlament: „Die Medienunternehmer, die kein äthiopischen Pass haben, wollen
       beides haben, auch wenn es nur eine Möglichkeit gibt. Wenn es Frieden ist,
       wollen sie hier sein – wenn es Schwierigkeiten gibt, sind sie nicht hier!“
       
       Bemerkenswert ist, dass die neue Protestwelle keine ethnische Dimension
       hat. Sowohl Abiy als auch Jawar und die Jawar-treuen Demonstranten gehören
       zu Äthiopiens größter Volksgruppe der Oromo.
       
       Jawar ist für Abiy ein einflussreicher Gegner gerade an seiner eigenen
       Basis, der [3][Oromo-Jugend]. Er hat 1,75 Millionen Follower auf Facebook
       und kann sehr schnell mobilisieren.
       
       24 Oct 2019
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Ilona Eveleens
       
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