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       # taz.de -- Unsortierter Plastikmüll: Bundesregierung will Exportverbot
       
       > Deutschland will die Ausfuhr von unsortiertem Plastikabfall weltweit
       > verbieten lassen. Der landet oft auf Müllkippen in Entwicklungsländern.
       
   IMG Bild: Traurige Realität: Plastik im Meer
       
       Berlin taz | Deutschland ist Recycling-Weltmeister – das dachte die Welt
       lange Zeit; die Deutschen sogar am meisten. Doch seitdem auf Müllkippen
       unter anderem in Südostasien regelmäßig Plastikabfall auch aus Deutschland
       gefunden wird, ist der Ruf mehr als beschädigt. Nun ist die Bundesregierung
       darum bemüht, dieses angekratzte Image zumindest ein Stück weit wieder
       aufzupolieren.
       
       Zum Auftakt von internationalen Verhandlungen um Plastikabfall am Montag in
       Genf will sich Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) dem Vorstoß
       Norwegens anschließen und für ein weltweites Exportverbot für unsortierten
       und schwer wiederverwertbaren Plastikabfall einsetzen. Dass solche Abfälle
       aus Deutschland in Staaten wie Malaysia die Umwelt verschmutzen, sei zwar
       nicht die Regel, „aber wenn es doch passiert, ein unerträglicher Zustand“,
       sagte Schulze vor Beginn der Verhandlungen.
       
       Zuletzt sind wieder vermehrt Berichte erschienen über Plastikabfall von
       deutschen Unternehmen auf malaysischen und indonesischen Mülldeponien.
       Diese Exporte sind im freien Handel eigentlich nur erlaubt, wenn es um
       eindeutig wiederverwertbaren Plastikabfall handelt. Recherchen unter
       anderem von Greenpeace haben jedoch gezeigt, dass sich darunter auch
       unsortierte und schwer recycelbare Kunststoffgemische befand, die zu
       schweren Umweltverschmutzung in diesen Ländern beitragen.
       
       In Malaysia brannten über Monate hinweg Plastikmüllberge, davon eben auch
       Plastik mit eindeutig deutscher Herkunft. Der Bundesregierung zufolge
       stammt dieser Müll überwiegend aus Gewerbe und Industrie. Doch Greenpeace
       hat herausgefunden, dass immer wieder auch Haushaltsmüll aus dem gelben
       Sack gefunden worden ist.
       
       ## Jährlich eine Million deutscher Plastikmüll
       
       Die Vertragsstaaten des Basler Übereinkommens, das Regeln für den Export
       gefährlicher Abfälle festschreibt, beraten die kommenden zwei Wochen über
       eine Verschärfung. Thema ist auch die Vermüllung der Meere. Erst am
       Wochenende sind auf Twitter Bilder von einer schwimmenden Insel in der
       Karibik aus Plastikmüll viral gegangen.
       
       Deutschland setze sich dafür ein, dass weltweit nur noch saubere und
       sortenreine Kunststoffabfälle frei gehandelt werden dürften, versicherte
       die SPD-Politikerin. „Mein Ziel ist ein Exportverbot für unsortierte
       Plastikabfälle.“ Europa trage die Verantwortung, seinen Plastikmüll selbst
       zu sortieren und möglichst auch selbst zu recyceln. Die Ministerin weist
       daraufhin, dass nach geltendem Recht exportierte Plastikabfälle nicht
       deponiert werden dürfen. Der Müll müsse sauber und sortenrein sortiert und
       recycelt werden. Nur ungefährlicher Abfall darf zur Verwertung frei
       gehandelt werden. Das Problem sei die Umsetzung.
       
       Deutschland exportiert jedes Jahr über eine Million Tonnen Plastikmüll ins
       Ausland. Das entspricht rund einem Zehntel des Gesamtaufkommens. Die
       Probleme mit dem Plastikabfall sind viele Jahre lang nur deswegen nicht
       aufgefallen, weil China den Großteil des alten Kunststoffs aufgenommen
       hatte, um ihn in höherwertiges Ausgangsmaterial für neue Produktionszyklen
       zu verwandeln.
       
       Anfang 2018 schränkte die chinesische Führung die Einfuhr von
       Kunststoffabfällen aus Umweltschützen aber drastisch ein. Denn China
       erstickt inzwischen selbst im Müll. Der Kurswechsel habe einen „größeren
       Schock“ mit weltweiten Auswirkungen ausgelöst, sagt Arnaud Brunet, Chef des
       in Brüssel ansässigen Branchenverbands The Bureau of International
       Recycling. „Es war wie ein Erdbeben.“
       
       Große Kunststoffmengen finden seitdem ihren Weg nach Südostasien, wohin
       chinesische Recyclingunternehmer massenhaft auswichen. In Malaysia wird
       dies besonders deutlich. Offiziellen Angaben zufolge verdreifachte sich der
       Kunststoffimport von 2016 bis 2018 auf zuletzt rund 870.000 Tonnen. (mit
       dpa/afp)
       
       29 Apr 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Felix Lee
       
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