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       # taz.de -- Unteilbar-Demo in Dresden: Sie lassen sich nicht spalten
       
       > 40.000 Menschen nahmen an der Unteilbar-Demo in Dresden teil. Parallel
       > zur Endkundgebung besetzten Aktivist*innen ein Haus.
       
   IMG Bild: #Unteilbar hat ein unmissverständliches Zeichen für Solidarität statt Ausgrenzung gesetzt
       
       Dresden taz | 40.000 Menschen auf den Straßen Dresdens, und keine einzige
       Deutschlandfahne: Das ist das Ergebnis der Demonstration [1][#Unteilbar,
       die am Samstag durch die sächsische Landeshauptstadt zog]. Die
       Teilnehmerzahl übertraf noch die Erwartungen der Veranstalter, einem
       Bündnis aus rund 400 Organisationen, das 25.000 Demonstranten angemeldet
       hatte.
       
       „Wir sind überwältigt“, sagte Ana-Cara Methmann, Sprecherin des
       Veranstalterbündnis, während der Abschlusskundgebung auf der Dresdener
       Cockerwiese. „Wir lassen nicht zu, dass Sozialstaat, Flucht und Migration
       gegeneinander ausgespielt werden“, fassten die Veranstalter die Botschaft
       der Demonstration zusammen, die ein „unmissverständliches Zeichen für
       Solidarität statt Ausgrenzung gesetzt“ habe.
       
       Auf der Abschlusskundgebung sprachen neben Rednerinnen und Rednern wie der
       Journalistin Carolin Emcke und dem Geschäftsführer des Paritätischen
       Wohlfahrtsverbands, Ulrich Schneider, auch zahlreiche Vertreter der
       Dresdener Stadtgeselllschaft, etwa Johann Casimir Eule, Chefdramaturg der
       Semperoper, und Nora Goldenbogen, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde
       Dresden.
       
       „Heute zeigen wir, dass dieses Land nicht den Nazis und den Hetzern
       gehört“, sagte die Anwältin Seda Basay-Yildiz, die selbst Opfer
       rechtsextremer Morddrohungen geworden war. Sachsens Integrationsministerin
       Petra Köpping (SPD) hatte zu Beginn der Demonstration betont, von der
       Veranstaltung gehe ein „wichtiges Zeichen über die Grenzen von Sachsen
       hinweg“ aus. Die Demonstration war um 14 Uhr auf dem Altmarkt gestartet.
       
       Als anderthalb Stunden später die Spitze des Zugs die Cockerwiese
       erreichte, hatten sich die hinteren Reihen gerade erst in Bewegung gesetzt.
       Neben Teilnehmern aus Dresden waren auch Menschen aus ganz Deutschland für
       die Demonstration angereist, mehr als 50 Busse und ein Sonderzug hatten
       Teilnehmer nach Dresden gebracht.
       
       Im Demonstrationszug mischten sich Menschen aus Flüchtlingsinitiativen und
       Gewerkschaften, aus feministischen, gesundheitspolitischen und
       antifaschistischen Gruppen, Kirchengemeinden und Umweltorganisationen, bei
       bestem Spätsommerwetter war auch die Stimmung entsprechend.
       
       ## Kretschmer wegen Antifa nicht dabei
       
       Die sächsische AfD hatte im Vorfeld behauptet, die Polizei rechne im Rahmen
       von Unteilbar mit Ausschreitungen. Die Polizei hatte dem aber widersprochen
       und klargestellt, sie erwarte einen friedlichen Verlauf, was sich am
       Samstag auch bewahrheitete.
       
       Zu Beginn der Demonstration hatten Aktivisten Transparente aus einem
       leerstehenden Gebäude hängen lassen. Die Polizei nahm daraufhin die
       Personalien von acht Personen auf, die sich unerlaubt Zutritt zum Gebäuder
       verschafft hätten, und leitete ein Verfahren wegen Hausfriedensbruch ein.
       
       Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer hatte nicht an der
       Demonstration teilgenommen und diese Entscheidung mit der Teilnahme „der
       Antifa“ begründet. Politiker anderer Parteien liefen hingegen mit. „Dresden
       und Sachsen senden heute ein tolles Bild in die Welt,“ twitterte der
       stellvertretende Ministerpräsident Martin Dulig (SPD). Auch
       Bundesfinanzminister Olaf Scholz war gekommen. SPD-Bundesvize Ralf Stegner
       nannte die große Beteiligung ein „eindrucksvolles Signal gegen
       Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz, für Vielfalt und Demokratie“.
       
       Gekommen waren auch die Linke-Vorsitzenden Bernd Riexinger und Katja
       Kipping. Der sächsische Landtagsfraktionschef der Linken, Rico Gebhart,
       sagte: „Unteilbar ist aus meiner Sicht Ausdruck eines Protestes, der sich
       nicht gegen einzelne Menschen, sondern gegen wachsende Ungleichheit, gegen
       den Abbau von Grundrechten und gegen Ausgrenzung ausspricht.“
       
       ## Hausbesetzung parallel zur Endkundgebung
       
       Parallel zur Endkundgebung von #unteilbar besetzten knapp drei Kilometer
       entfernt Aktivist*innen der Gruppe „Wir besetzen Dresden“ ein leerstehendes
       Haus und laden zur Kundgebung. Etwa 100 Unterstützer*innen kamen spontan zu
       dem Haus am Basteiplatz. Die Polizei rückte daraufhin mit etwa 30
       Einsatzwagen an.
       
       Angemeldet wurde die Versammlung zur Kundgebung von der
       [2][Landtagsabgeordneten der Linken Juliane Nagel], die auch selbst vor Ort
       ist. „Das Haus steht schon seit Jahren leer. Die Aktivist*innen wollen,
       dass das Gebäude nutzbar gemacht wird. Das finde ich unterstützenswert.“
       
       Etwa neun Aktivist*innen hatten schon in der Nacht zum 24. August das
       Obergeschoss der leerstehenden heruntergekommenen Villa besetzt und sich
       dort verbarrikadiert. Die Polizei drang etwa gegen 17.40 Uhr in das Haus
       ein, kam allerdings nicht bis zum Obergeschoss.
       
       Die Aktivist*innen machten klar, dass sie sich einen Dialog mit dem
       Eigentümer wünschen, der daraufhin kontaktiert wurde und nach einiger Zeit
       eintraf. Zusammen mit Juliane Nagel, seinem Anwalt und dem Anwalt ging er
       ins Haus. Da er auf Anraten seines Anwalts nicht ins Obergeschoss der Villa
       wollte, kamen drei der Besetzer*innen aus dem Haus, um mit ihm über ihre
       Forderungen zu verhandeln. Dabei sagte er nach Angaben von Juliane Nagel
       zu, dass er zu einer Mitnutzung des Geländes und zu weiteren Gesprächen
       dazu bereit sei. Alle Hausbesetzer*innen kamen daraufhin aus dem Haus. Die
       Polizei nahm ihre Personalien auf. Ob gegen sie ein Verfahren wegen
       Hausfriedensbruch eingeleitet wird, war zu Redaktionsschluss noch unklar.
       
       24 Aug 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Demonstration-in-der-Landeshauptstadt/!5617149
   DIR [2] /Linken-Abgeordnete-Juliane-Nagel/!5613020
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malene Gürgen
   DIR Juliane Fiegler
   DIR Christian Jakob
       
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