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       # taz.de -- Untersuchungen in der Fleischindustrie: Fast 1.900 Mängel in Unterkünften
       
       > Undichte Dächer, Schimmel, Einsturzgefahr: Behörden in NRW haben 650
       > Unterkünfte von Arbeitern in der Fleischindustrie untersucht. Und 1.900
       > Mängeln gezählt.
       
   IMG Bild: Vor einer Unterkunft für Mitarbeiter eines Schlachtbetriebs in Rheda-Wiedenbrück
       
       Düsseldorf dpa | Bei der Überprüfung von Unterkünften für Arbeiter der
       Fleischindustrie sind bereits bis Mai zahlreiche Mängel festgestellt
       worden. Das teilte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) jetzt dem
       zuständigen Ausschuss im Landtag mit.
       
       Vergleichsweise gering seien die Beanstandungen bei Unterkünften von
       Erntehelfern gewesen, so Laumann. Er betonte, dass die Kontrollen nur durch
       die Corona-Pandemie möglich gewesen seien – normalerweise sei das den
       Behörden gar nicht erlaubt.
       
       Laut Laumann wurden bis Ende Mai 250 landwirtschaftliche Betriebe und die
       Unterkünfte von knapp 5.800 Saisonarbeitskräften überprüft. Man habe 170
       meist kleinere oder mittlere Mängel gefunden. „Es ist umgekehrt aber auch
       festgestellt worden, dass einige landwirtschaftliche Betriebe sehr
       vorbildlich hinsichtlich der Umsetzung von Hygieneschutzmaßnahmen
       vorbereitet waren“, so der Minister in seinem Bericht.
       
       Bei der Fleischindustrie wurden laut Landesregierung bis Ende Mai – also
       noch vor dem [1][massenhaften Corona-Ausbruch bei Tönnies] – rund 650
       Unterkünfte mit mehr als 5.300 Personen überprüft. „Insgesamt wurden über
       1.863 mittlere und gravierende Beanstandungen festgestellt“, so Laumann.
       
       ## Ungeziefer, Brandschutzmängel, und und und
       
       Dabei sei es um fehlende Desinfektionsmittel und Überbelegungen aber auch
       Schimmelpilze, Einsturzgefahr, undichte Dächer, „katastrophale
       Sanitäreinrichtungen“, Ungezieferbefall und Brandschutzmängel gegangen.
       „Vier Wohnungen mussten aufgrund von erheblichen Baumängeln sowie
       Gesundheitsgefahren geräumt werden. Zwei dieser Wohnungen befinden sich in
       Gütersloh, sowie jeweils eine in Espelkamp bzw. in Bochum.“
       
       Die Behörden nahmen zudem Unterkünfte von Rumänen unter die Lupe, die auf
       deutschem Gebiet wohnen, aber für niederländische Fleischbetriebe arbeiten.
       Auch dort wurden „erhebliche Mängel festgestellt“, wie das Ministerium
       mitteilte. In einem Wohnkomplex mit bis zu 30 Bewohnern seien zwischen 50
       und 100 Beanstandungen festgestellt worden.
       
       „Die Beschwerden über [2][schlechte Wohnverhältnisse der Beschäftigten] von
       Werkvertragsfirmen der Fleischindustrie von Bürgerinnen und Bürgern aus
       betroffenen Regionen sind im Rahmen der außerordentlichen
       Überprüfungsmöglichkeit während der Covid-19-Pandemie bestätigt worden“,
       bilanzierte Laumann. Dies verdeutliche den Änderungsbedarf der aktuellen
       Rechtslage beim Bund – die unter anderem Kontrollen außerhalb der Pandemie
       nicht vorsehe.
       
       8 Jul 2020
       
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