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       # taz.de -- Untersuchungsausschuss Neukölln-Komplex: Aufklärung kann losgehen
       
       > Der Fragenkatalog steht: Rot-Grün-Rot hat den Antrag auf den
       > Untersuchungsausschuss zur rechtsextremen Terrorserie in Berlin-Neukölln
       > vorgelegt.
       
   IMG Bild: Ist Opfer der Anschlagsserie und mittlerweile im Abgeordnetenhaus: Ferat Kocak (Linke)
       
       Berlin taz | Die parlamentarische Aufklärung zur [1][rechtsextremen
       Terrorserie in Neukölln] nimmt Gestalt an: Die Fraktionen der
       rot-grün-roten Koalition im Abgeordnetenhaus haben einen gemeinsamen Antrag
       zur Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zum Neukölln-Komplex
       eingebracht. Der Ausschuss soll Ungereimtheiten bei der Aufklärung der
       rechten Terrorserie thematisieren und fokussiert sich dabei auf einen
       langen Zeitraum von 2009 bis 2021, wie es auch zivilgesellschaftliche
       Initiativen gefordert hatten. Frühestens Ende Mai könnte sich der Ausschuss
       konstituieren.
       
       Ermittlungsbehörden schreiben der rechten Terrorserie seit 2016 rund 70
       Taten zu – darunter Brandanschläge, Sachbeschädigungen und Drohungen. Opfer
       sind vor allem Menschen, die sich gegen rechts engagieren. Die Indizienlage
       ist dabei recht eindeutig, der Täterkreis auf wenige Neuköllner Neonazis
       eingegrenzt. Ob die erhobene Anklage für eine Verurteilung reicht, ist
       unterdessen unklar – auch aufgrund vieler offener Fragen und möglicher
       Ermittlungsversäumnisse.
       
       Laut dem [2][gerade veröffentlichten Antrag] soll insbesondere das
       Ermittlungsvorgehen der Behörden Untersuchungsgegenstand der Abgeordneten
       sein. Der Fragenkatalog ist dabei sehr umfangreich und umfasst 60
       Fragestellungen zu den Bereichen Polizei, Staatsanwaltschaft,
       Verfassungsschutz, Zusammenarbeit der Behörden, Umgang mit Betroffenen
       sowie mögliche disziplinarrechtliche oder sogar strafrechtliche
       Verfehlungen im Zusammenhang mit der rechtsextremen Straftatenserie.
       
       Rechte Gewalt ist in Neukölln schon deutlich länger ein Problem – weshalb
       die Parlamentiarier*innen auch rechtsextreme Strukturen näher
       untersuchen wollen: So soll es um mögliche Verbindungen zu den
       Tötungsdelikten von Burak Bektaş und Luke Holland gehen sowie die
       langfristige Vernetzung rechtsextremer Strukturen in Berlin und bundesweit
       in den Blick genommen werden.
       
       ## Lange Liste der Ungereimtheiten
       
       Knackpunkte dürften unter anderem sein, wann welche Behörde welche
       Informationen hatte. Denn der mittlerweile im Abgeordnetenhaus sitzende
       [3][Linken-Politiker Ferat Kocak] wurde trotz behördlicher Informationen zu
       einer Bedrohungslage nicht über die Gefahr informiert. Ebenso soll einer
       möglichen Befangenheit der Staatsanwaltschaft nachgegangen werden, der das
       Verfahren wegen [4][Verdachts auf AfD-nahe Staatsanwälte] entzogen wurden.
       Die Liste der Ungereimtheiten ist allerdings deutlich länger.
       
       Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss darf Zeug*innen vorladen und
       vernehmen sowie behördliche Dokumente anfordern und auswerten.
       Falschaussagen sind ähnlich wie vor Gericht strafbar. Am Ende soll der
       Ausschuss Schlüsse ziehen zu möglichem Behördenversagen und daraus
       Handlungsoptionen ableiten.
       
       Niklas Schrader, innenpolitischer Sprecher der Linken, ist sehr zufrieden
       mit dem Fragenkatalog, wie er der taz sagte: „Die Fragen ermöglichen eine
       breite Aufklärung und beinhalten alle Themen, die uns wichtig sind und
       ebenso die Fragen von Betroffenen und zivilgesellschaftlichen Initiativen
       zur Aufklärung.“ Es werde definitiv „kein Kuschelausschuss“ für die
       Behörden, so Schrader.
       
       Ende Mai schließlich könnte die parlamentarischer Aufklärung frühestens
       beginnen: Der Antrag steht für den 7. April auf der Tagesordnung und muss
       anschließend noch durch die Ausschüsse und ein zweites Mal durchs Plenum,
       wo dann auch die Ausschussmitglieder gewählt werden. Offizieller Titel des
       Beschlusses ist „Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zur Untersuchung
       des Ermittlungsvorgehens im Zusammenhang mit der Aufklärung der im Zeitraum
       von 2009 bis 2021 erfolgten rechtsextremistischen Straftatenserie in
       Neukölln“.
       
       Strittig ist dabei noch, inwiefern die [5][AfD Teil des Ausschusses wird]:
       Einer der Hauptverdächtigen der Anschlagsserie, Tilo P., war im Vorstand
       der AfD Neukölln, es gibt [6][weitere AfD-Mitglieder im Umfeld der
       Verdächtigen]. Juristisch ist indes noch unklar, ob die AfD überhaupt
       ausgeschlossen werden kann, beziehungsweise inwiefern Beschlüsse eines
       solchen Untersuchungsausschusses anfechtbar wären.
       
       30 Mar 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rechter-Terror-in-Berlin-Neukoelln/!t5612550
   DIR [2] https://www.parlament-berlin.de/ados/19/IIIPlen/vorgang/d19-0279.pdf
   DIR [3] /Rechte-Anschlaege-in-Berlin-Neukoelln/!5564024
   DIR [4] /Rechte-Anschlagsserie-in-Neukoelln/!5705701
   DIR [5] /Untersuchungsausschuss-Neukoelln-Komplex/!5826103
   DIR [6] /Ermittlungen-gegen-Berliner-Beamten/!5690788
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
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