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       # taz.de -- Vatikan-Argumente zur „Gendertheorie“: Neue Römische Kriege
       
       > Die katholische Kirche hat ein Dokument zur „Gendertheorie“
       > veröffentlicht. Doch selbst für den Vatikan sind die Inhalte
       > rückschrittlich.
       
   IMG Bild: Sieht ein wenig nach Pride Parade aus: alte Männer in bunten Gewändern
       
       Dass der Papst nicht unbedingt LGBTIQ-freundliche Ansichten teilt, ist
       keine Überraschung. So bezeichnete er schon 2016 bei seinem Besuch im
       georgischen Tiflis die „Gendertheorie“, die unter anderem das
       [1][Konstrukt der Geschlechterbinarität] ablehnt, als „Weltkrieg gegen die
       Ehe“. Doch am vergangenen Montag legte die katholische Kirche noch einen
       drauf.
       
       Da stellte die Bildungskongregation für die katholische Lehre ihr
       [2][erstes offizielles Dokument zum Thema Gender] vor, in dem sie vor der
       Vermittlung der „Gendertheorie“ an Schulen warnt. 57 Punkte umfasst der
       Text mit dem Titel „Als Mann und Frau schuf er sie“.
       
       Darin wird eine „Gender-Ideologie“ kritisiert, wonach Menschen ihr
       Geschlecht wählen oder wechseln können. Die fließende Grenzen zwischen den
       Geschlechtern seien ein Symptom eines „konfusen Konzepts der Freiheit“.
       Zudem sei die „Gendertheorie“ eine „Ideologie, die eine Gesellschaft ohne
       geschlechtliche Unterschiede vorsieht und somit die anthropologische
       Grundlage der Familie eliminiert“. Oh, Lord!
       
       Ziel des Dokuments sei das Führen eines Dialogs. Doch statt einer
       Gesprächseinladung kommt die Veröffentlichung des Dokuments im Pride Month
       wie ein Schlag ins Gesicht gegen LGBTIQ Personen daher. Werden darin doch
       Menschen, die ohnehin von Diskriminierung betroffen sind, weiter
       ausgegrenzt.
       
       ## Genitalien sollen Geschlecht bestimmen
       
       Homo- und transfeindliche Mythen und Irrglauben werden darin
       weiterverbreitet. So suchen sich trans Menschen ihr Geschlecht nicht nach
       Lust und Laune aus, sondern sie identifizieren sich nicht mit dem
       Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Der Vatikan beharrt
       zudem auf die Kategorien Mann und Frau, die nur an sichtbaren Genitalien
       festgemacht werden – obwohl das auch von wissenschaftlicher Seite widerlegt
       wurde.
       
       Der Verband New Ways Ministry, der für LGBTIQs in der katholischen Kirche
       einsteht, kritisierte das Papier: Es „wird diejenigen verwirren, die
       ohnehin schon mit Fragen der Geschlechtsidentität und der sexuellen
       Orientierung am Kämpfen sind. Das kann zu selbstverletzendem Verhalten,
       Sucht und sogar zum Suizid führen.“
       
       So wird das nichts mit dem angestrebten Dialog. Der Vatikan muss LGBTIQ
       Menschen endlich mal zuhören, anstatt bei Themen mitreden zu wollen, von
       denen man offensichtlich keine Ahnung hat. Doch gerade nach diesem Dokument
       kann man es niemanden übelnehmen, wenn er nicht mehr mit Rom reden möchte.
       
       11 Jun 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schwerpunkt-Gender-und-Sexualitaeten/!t5008323
   DIR [2] http://www.educatio.va/content/dam/cec/Documenti/19_0997_INGLESE.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Carolina Schwarz
       
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