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       # taz.de -- Verkehrsberuhigung in Berlin: Ostkreuzkiez hat bald die Ruhe weg
       
       > Nach mehreren Beteiligungsrunden startet die Verkehrsberuhigung im Kiez
       > am Ostkreuz. Der Durchgangsverkehr für Pkw soll stark verringert werden.
       
   IMG Bild: Viele Anwohnende haben schon lange genug vom Durchgangsverkehr im Ostkreuzkiez: Demo in der Niederbarnimstraße im Jahr 2019
       
       Berlin taz | Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg will nach eigenen
       Angaben noch in der kommenden Woche damit beginnen, die geplante
       Verkehrsberuhigung des „Ostkreuzkiezes“ umzusetzen. Die vorgesehenen
       Maßnahmen sollen in den Nebenstraßen den Kfz-Durchgangsverkehr, die daraus
       resultierenden Gefahren für Radfahrende und FußgängerInnen wie auch die
       Lärmbelastung deutlich verringern. Die erste von drei Stufen wird nun im
       nördlichen Bereich des Kiezes zwischen Frankfurter Allee und Boxhagener
       Straße umgesetzt.
       
       Nach Angaben des Bezirksamts ist unter anderem geplant, die
       Niederbarnimstraße für den Durchgangsverkehr zu sperren, Einbahnstraßen
       anzuordnen und Poller aufzustellen. Vor der Jane-Goodall-Grundschule in der
       Scharnweberstraße soll eine sogenannte Schulzone eingerichtet werden.
       
       Damit setze man das Berliner Mobilitätsgesetz um und verfolge das Ziel, die
       Nebenstraßen „wieder für diejenigen zu öffnen, für die sie geplant und
       gebaut wurden: Anwohner*innen, Schüler*innen, Handwerksbetriebe,
       medizinische Versorger*innen, Paket- und Pflegedienste und die Müllabfuhr“.
       
       Das im Sommer 2024 vom Bezirksamt beschlossene Ostkreuzkiez-Konzept sei
       „ausgewogen sowie fachlich detailliert geprüft“, teilte das Bezirksamt mit.
       In zahlreichen Beteiligungsformaten hätten Anwohnende Ideen einbringen und
       die geplanten Maßnahmen kennenlernen können. Dabei habe sich eine hohe
       Zustimmung zu den Maßnahmen gezeigt. Auch die Berliner Stadtreinigung (BSR)
       und die BVG, Feuerwehr, Polizei und Straßenunterhaltung seien angehört
       worden.
       
       ## „Hohe allgemeine Zustimmung“ – zumindest online
       
       Im November vergangenen Jahres hatten sich bei einer „Realbeteiligung“ rund
       200 Interessierte in Form von Gesprächsrunden und Fragebögen eingebracht,
       außerdem fanden zwei Kiezspaziergänge mit Kindern und
       Interessensvertretungen von Menschen mit Behinderung, eine Gesprächsrunde
       mit mobilitätseingeschränkten Menschen und Gespräche mit Gewerbetreibenden
       statt.
       
       Später gab es einen Monat lang die Möglichkeit, [1][auf der
       Online-Beteiligungsplattform mein.berlin Kommentare und Kritik] zum
       Verkehrsberuhigungskonzept zu äußern. Dabei gingen knapp 300 Kommentare zu
       den vorgestellten Maßnahmen ein.
       
       In der Auswertung der Ergebnisse auf mein.berlin ist von einer „hohen
       allgemeinen Zustimmung zu verkehrsberuhigenden Maßnahmen im Kiez“ die Rede.
       FußgängerInnen-Zonen, Einbahnstraßen und Modalfilter hätten rund 90 Prozent
       Zustimmung gefunden, Schulzonen, Querungen und Temporeduktion seien sogar
       von fast allen Teilnehmenden begrüßt worden. Allerdings wurden auch
       Befürchtungen geäußert – etwa dass nicht mehr genügend Stellplätze für
       Autos im Kiez vorgehalten würden oder Verlagerungseffekte eintreten
       könnten.
       
       ## Evaluierung frühestens in sechs Monaten
       
       Die jetzt anstehenden ersten Maßnahmen sollen ausgewertet werden. Dazu
       seien Erhebungen zur Reduktion des Durchgangsverkehrs geplant, um etwaige
       Verlagerungen beurteilen zu können. Weil es, so das Bezirksamt,
       erfahrungsgemäß einige Zeit dauere, bis die Verkehre sich neu sortiert
       hätten, ist die Evaluation allerdings erst sechs bis zwölf Monate nach der
       Einrichtung der Maßnahmen vorgesehen.
       
       Die Verkehrsstadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, Annika Gerold (Grüne),
       sagte, sie erwarte eine „signifikante Verbesserung der Sicherheit für den
       Fußverkehr“, aber auch eine höhere Aufenthaltsqualität für die Anwohnenden.
       Der Bezirk ist ein Vorreiter bei der Umsetzung des Berliner
       Mobilitätsgesetzes.
       
       Bisherige Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung im Bezirk waren vor allem in
       Kreuzberg umgesetzt worden, etwa durch die Anlage von Fahrradstraßen sowie
       die [2][Verkehrsberuhigung im Bergmann- und im Graefekiez]. Berlinweit
       immer noch einzigartig ist der elektrisch versenkbare Poller auf der
       Körtestraße, der die Durchfahrt für private Autos unmöglich macht.
       
       22 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://mein.berlin.de/projekte/verkehrsberuhigung-ostkreuz-kiez/
   DIR [2] /Verkehrsberuhigung-im-Bergmannkiez/!5930015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
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