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       # taz.de -- Verkehrsplanung in den Berliner Bezirken: Langsam rollt die Wende an
       
       > Friedrichshain-Kreuzberg treibt den Umbau seiner Straßen voran – aus den
       > großen Plänen für den Bergmannkiez wird so schnell aber nichts.
       
   IMG Bild: Geht doch: Modalfilter im Kreuzberger Graefekiez
       
       Berlin taz | Die endgültige Verkehrsberuhigung des Kreuzberger
       Bergmannkiezes wird noch dauern – vor allem, weil unklar ist, wie die seit
       Langem geplante Umgestaltung des Viertels finanziert werden kann. Auch für
       die von AnwohnerInnen seit vielen Jahren geforderte [1][Sperrung der
       Verbindung Zossener Straße / Friesenstraße für den Duchgangsverkehr] gibt
       es noch keinen genauen Zeitplan. Das sagten die Verkehrsstadträtin von
       Friedrichshain-Kreuzberg, Annika Gerold (Grüne) und die
       Fachbereichsleiterin Straßen im bezirklichen Straßen- und Grünflächenamt,
       Melanie Henneberger, bei einem Pressegespräch am Freitag.
       
       Im Bergmannkiez wurden schon vor einigen Jahre verkehrsberuhigende
       Maßnahmen wie Einbahnstraßenregelungen und Modalfilter (Poller) umgesetzt.
       Die Bergmannstraße selbst ist seitdem nur noch in Ost-West-Richtung
       befahrbar, es wurden Pflanzenkübel zur Fahrbahnverengung und Schwellen zur
       Geschwindigkeitsreduzierung installiert. Für den eigentlichen Plan des
       Bezirksamts, die Straße zu einer Fußgängerzone zu machen, reichen die vom
       Land zur Verfügung gestellten Mittel dagegen aktuell nicht aus.
       
       In der soeben vom Senat vorgelegten Investitionsplanung für die kommenden
       Jahre seien ihres Wissens nur noch 500.000 Euro jährlich für
       Fußverkehr-Modellprojekte in allen 12 Bezirken enthalten, so Henneberger.
       „Wenn das so ist, kriegt man von dem Geld höchstens ein paar Poller.“ Für
       die ambitionierten ersten Ideen, die das Bezirksamt vor einigen Jahren
       präsentiert hatte, wird es also auf keinen Fall reichen – die hatten sogar
       ein künstliches Fließgewässer in der Fußgängerzone vorgesehen.
       
       „Wir wollen die Bergmannstraße weiterhin dauerhaft umgestalten“, versprach
       Gerold. Seit der Vorstellung der ersten Entwürfe hätten sich die
       Rahmenbedigungen allerdings deutlich verändert.
       
       In Bezug auf die Verkehrsrelation Zossener Straße / Friesenstraße hatte die
       grüne Senatsverkehrsverwaltung kurz vor dem Regierungswechsel im April 2023
       Fakten geschaffen: Sie nahm die Verbindung aus dem sogenannten
       übergeordneten Hauptstraßennetz heraus und übergab die Zuständigkeit damit
       dem Bezirksamt – allerdings mit der Auflage, frühestens nach zwei Jahren
       die Möglichkeit zur Durchfahrt zu unterbinden. Begründung: Die negativen
       Folgen durch ein zu erwartendes höheres Verkehrsaufkommen auf dem
       Mehringdamm würden dann geringer ausfallen, weil sich der Anteil
       elektrischer Fahrzeuge bis dahin weiter erhöht habe.
       
       ## Abstimmung mit der BVG
       
       Damals teilte das Bezirksamt mit, man werde die Zeit nutzen, „um die
       Maßnahmen technisch und organisatorisch sowie hinsichtlich der konkreten
       stadträumlichen Ausgestaltung vorzubereiten“. Allerdings ist eine
       entsprechende Machbarkeitsstudie laut Gerold und Henneberger noch immer in
       Arbeit. Insbesondere mit der BVG müsse man sich weiterhin ins Benehmen über
       die Umsetzbarkeit setzen: Deren Buslinie 248 nutzt die Strecke und soll
       dies auch noch tun können, wenn auf Höhe der Marheineke-Markthalle für Pkw
       und Lkw aus beiden Richtungen die Fahrt endet.
       
       Ob es noch im laufenden Jahr Neuigkeiten bei diesem Kreuzberger
       Dauerbrenner gibt, bleibt abzuwarten. An anderen Stellen konnten Gerold und
       ihre Mitarbeiterin jedoch Positives berichten: So seien 2024 im Bezirk fast
       5 Kilometer Radwege fertiggestellt worden, 13 Gehweg- und
       Straßensanierungen durchgeführt sowie 26 neue sichere Querungsstellen
       geschaffen worden.
       
       Zu den Erfolgsnachrichten gehört auch die Schaffung einer Temporären
       Schulstraße vor dem Kreuzberger Leibnizgymnasium: Weil dessen SchülerInnen
       in den Pausen nur wenig Platz auf dem Schulgelände haben und der
       gegenüberliegende Sportplatz an der Gneisenaustraße erneuert wird, sperren
       nun Schranken die Schleiermacherstraße zu festgelegten Zeiten ab und
       schaffen Bewegungsraum.
       
       ## Ruhe im Ostkreuzkiez
       
       In diesem Jahr wollen Gerold und ihr MitarbeiterInnen die unter dem Motto
       „Xhain Beruhigt Sich“ begonnene [2][Verkehrsberuhigung des Friedrichshainer
       Ostkreuzkiezes] vorantreiben. Mehrere Maßnahmen wie
       Einbahnstraßen-Abschnitte und eine kurze Fußgängerzone auf der
       Scharnweberstraße sollen noch im laufenden Quartal umgesetzt werden.
       Letztere dient als sichere Schulzone vor der Jane-Goodall-Grundschule.
       
       Im Nebennetz für den Radverkehr soll es ebenfalls zügig weitergehen – zumal
       die Umsetzung neuer Radinfrastruktur an Hauptverkehrsstraßen laut Gerold
       immer schwieriger wird: Die Senatsverwaltung, die dort das Sagen hat, sorgt
       sich seit ihrer Übernahme durch die CDU um jeden Parkplatz, der verloren
       gehen könnte. Auf der Gärtnerstraße in Friedrichshain sowie auf der
       Alexandrinenstraße in Kreuzberg sollen Fahrradstraßen entstehen und für
       neue gut befahrbare Verbindungen sorgen. In der Gärtnerstraße etwa wird das
       Kopfsteinpflaster gegen Asphalt ausgetauscht, um das Fahren mit dem Rad zu
       erleichten.
       
       25 Jan 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Verkehrsberuhigung-im-Bergmannkiez/!5930015
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       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
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