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       # taz.de -- Verschärfte Kopftuchpflicht: Iran will Frauen härter bestrafen
       
       > Iran setzt mit einem neuen Gesetz gegen das Abnehmen des Zwangshidschabs
       > auf Abschreckung. Studentinnen könnten etwa deshalb exmatrikuliert
       > werden.
       
   IMG Bild: Ein Polizist überwacht die Straßen Teherans
       
       Berlin taz | Seit den massiven Protesten gegen das Regime der Islamischen
       Republik Iran im Herbst 2022 hat sich das Straßenbild der Metropolen
       sichtbar verändert. Zwar wurden die Straßenproteste – die der Tod der
       jungen Kurdin [1][Mahsa „Jina“ Amini] nach einer Festnahme durch die
       Polizei, weil sie ihr Kopftuch nicht streng genug trug, auslöste –
       niedergeschlagen.
       
       Doch viele Frauen widersetzen sich mittlerweile demonstrativ der im ganzen
       Land herrschenden Pflicht, ein Kopftuch zu tragen. Ein neuer Gesetzentwurf
       sieht nun drakonische Strafen vor. Das jetzt veröffentlichte Gesetz besteht
       aus 69 Artikeln und sieht Geld- sowie Haftstrafen bis zu zehn Jahren für
       Betroffene vor.
       
       Nach dem Artikel 43 des Gesetzes kann eine Frau, die sich weigert, in der
       Öffentlichkeit das Kopftuch zu tragen, aber nicht nur damit bestraft werden
       – sondern sie könnte künftig dafür auch ihre Arbeitsstelle verlieren. Über
       die Frauen kann außerdem ein Ausreiseverbot verhängt werden, auch die
       Nutzung des Internets kann ihnen untersagt werden. Das Gesetz sieht weitere
       Verschärfungen vor, etwa gegen Student*innen, die sich nicht gemäß der
       Kleiderordnung anziehen. Sie können – nach mehreren Verwarnungen durch die
       sogenannten Disziplinarkommission – von ihrem Studium ausgeschlossen
       werden.
       
       Doch der Widerstand gegen die Zwangsverschleierung hört nicht auf. Schon
       vor dem Tod von Mahsa „Jina“ Amini waren die Proteste der Frauen und
       Genderminderheiten gegen den Zwangshidschab in die Offensive gegangen.
       
       ## „Ich schicke das Video in die Welt hinaus“
       
       Ein solcher Fall ist etwa der von [2][Sepideh Rashno]. Die Lyrikerin wurde
       im August 2022 im Bus von einer vollverschleierten Frau angegriffen, weil
       sie kein Kopftuch getragen hatte. Die ganze Szene wurde sowohl von der
       verschleierten Angreiferin als auch von Rashno selbst mit dem Handy
       aufgenommen. Die Angreiferin drohte Rashno an, sie bei der
       Revolutionsgarden anzuzeigen. Diese entgegnete ihr: „Ich schicke das Video
       in die Welt hinaus.“
       
       Beide Frauen hielten ihre Versprechen: Das Video von Rashno ging viral,
       kurz danach wurde sie festgenommen und später mit verwundetem Gesicht ins
       staatliche Fernsehen gezerrt, wo sie sich selbst beschuldigen musste – ein
       Schicksal, das weiter vielen Frauen blühen könnte.
       
       Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden
       allein seit dem 15. April mehr als eine Million Frauen, die ohne Kopftuch
       am Steuer ihrer Autos gefilmt worden waren, per Textnachrichten davor
       gewarnt, dass ihre Fahrzeuge beschlagnahmt werden könnten. Die
       [3][Kombination aus Hightechüberwachung] und strengeren Strafen verheißt
       für viele iranische Frauen nichts Gutes.
       
       31 Jul 2023
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Mina Khani
       
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