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       # taz.de -- Verschollene Mitglieder der RAF: Revolutionäre Rentenbeschaffung
       
       > Seit mehr als 25 Jahren sind drei RAF-Mitglieder untergetaucht. Nun gibt
       > es neue Spuren bei Überfällen. An Terror glauben die Ermittler nicht.
       
   IMG Bild: Aus schwarz-weißer Vergangenheit: die Fahndungsfotos von Burkhard Garweg, Ernst-Volker Wilhelm Staub und Daniela Klette (v.l.).
       
       BERLIN taz | Die Fahndungsfotos des Bundeskriminalamts sind noch
       schwarz-weiß, sie zeigen drei junge Menschen, ohne Lächeln. Daniela Klette,
       Volker Staub, Burkhard Garweg. Es sind die letzten drei untergetauchten
       RAF-Terroristen, die die oberste Polizeibehörde noch mit einer
       Öffentlichkeitsfahndung sucht. „Vorsicht“, heißt es in dem Jahre alten
       Aufruf, „es ist davon auszugehen, dass die Gesuchten bewaffnet sind.“
       
       Das scheint nun Gewissheit: Wie die Staatsanwaltschaft Verden am Dienstag
       bekannt gab, konnten DNA-Spuren des Trios bei einem Raubüberfall im
       niedersächsischen Stuhr gefunden werden. Dort hatten drei Maskierte am 6.
       Juni 2015, mitten am Tag, einen Geldtransporter vor einem
       Real-Einkaufsmarkt mit zwei Kalaschnikows und einer Panzerfaust überfallen.
       
       Mit einem VW-Transporter hatte das Trio den mit einer Million Euro
       beladenen Geldtransporter blockiert. Ein Täter hatte die beiden Insassen
       aufgefordert auszusteigen. Die aber verriegelten die Türen. Der Bewaffnete
       schoss dreimal auf den Transporter, die Insassen blieben unverletzt. Dann
       flüchteten die Täter mit einem grauen Ford Focus. Den Wagen fand die
       Polizei Tage später in einem Waldstück – und darin schließlich auch
       Fingerabdrücke von Klette, Staub und Garweg.
       
       Die drei, heute 47 bis 61 Jahre alt, sollen zur dritten Generation der
       linksterroristischen RAF gehören. Seit Anfang der 90er-Jahre wird erfolglos
       nach ihnen gefahndet.
       
       ## Zwei Gewehre und eine Panzerfaust
       
       Nun aber gibt es noch eine Spur. Auch einen Überfall auf einen
       Geldtransporter in Wolfsburg am 28. Dezember 2015 sollen sie begangen
       haben. Diese Tat geschah ebenfalls mitten am Tag vor einem Real-Markt, von
       drei Vermummten mit zwei Gewehren und einer Panzerfaust – und auch sie
       scheiterte. Mit einer Waffe hatte ein Täter einen Sicherheitsmann bedroht,
       der Fahrer des Geldtransporters aber raste davon.
       
       Darauf flüchteten die Angreifer auch hier mit einem Ford Focus, diesmal
       einem blauen. Den Wagen fand die Polizei erneut in einem Wald – und
       abermals DNA-Spuren von Klette, Staub und Garweg.
       
       Für die Ermittler gewinnt die zuletzt fast ruhende RAF-Fahndung damit
       wieder an Fahrt. Die letzte Spur des Trios ist gut 16 Jahre alt. In
       Duisburg überfielen 1999 drei Maskierte ebenfalls einen Geldtransporter und
       erbeuteten eine Million Mark. Schon damals waren zwei Gewehre und eine
       Panzerfaust im Einsatz. An Masken, die im Fluchtfahrzeug lagen, fanden sich
       Speichelspuren von Klette und Staub.
       
       ## „Keine Hinweise auf terroristischen Hintergrund“
       
       Seitdem aber blieb das Trio verschollen. Ein Jahr zuvor hatte sich die RAF
       aufgelöst. Nach dem Überfall von Duisburg flammte eine Debatte auf, ob die
       Gruppe doch wieder aktiv sei. Die Sicherheitsbehörden werteten die Aktion
       schließlich aber als „Altersversorgung“ des Trios – so wie nun auch die
       versuchten Wiederholungen in Niedersachsen.
       
       Die Generalbundesanwaltschaft teilte am Dienstag mit, man sehe „keine
       Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund“ der Taten. Die Fahndung
       wegen der früheren RAF-Aktivitäten des Trios liefen aber weiter. Zu den
       Überfällen erließ das Amtsgericht Verden Haftbefehle gegen Klette, Staub
       und Garweg wegen versuchten Mordes und versuchten schweren Raubes.
       
       Die Ermittler setzen nun auf die festgestellten Fahrzeuge. Für den Stuhrer
       Überfall wurden beide Autos in Oldenburg gekauft, laut Tachos fuhren sie
       450 und 600 Kilometer im Umkreis der Stadt. Zudem beschrieben die
       Autohändler die Käufer: zwei etwa 40-Jährige, „gepflegt wirkend“. Auch das
       BKA hat für Hinweise auf die Gesuchten oder zu RAF-Straftaten weiter
       Belohnungen ausgelobt: „im Einzelfall in Millionenhöhe“.
       
       19 Jan 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Konrad Litschko
       
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