# taz.de -- Vorbereitungen zur Weltklimakonferenz: Viel Arbeit für Glasgow
> Die Vorverhandlungen zur Klimakonferenz verzeichnen nur kleine Erfolge.
> Bei gemeinsamen Handelsregeln ist keine Einigung in Sicht.
IMG Bild: Die UN rechnet mit einem baldigen neuen Temperaturrekord
Berlin taz | Wenn ein Bäcker ein Brötchen verkauft, wer darf es dann essen
– die Kundin, der Bäcker oder beide nacheinander? Letzteres ist natürlich
eine physikalische Unmöglichkeit. Es ist deshalb fast objektiv dreist, dass
[1][Brasilien] genau das einführen will – wenn auch nicht für Backwaren,
sondern beim Klimaschutz. Am vergangenen Donnerstag sind die dreiwöchigen
virtuellen Vorverhandlungen für die [2][UN-Klimakonferenz Ende des Jahres
in Glasgow] zu Ende gegangen.
Brasilien will beim internationalen Handel mit Klimaschutz Doppelzählungen
durchsetzen. Sprich: Finanziert ein Land in einem anderen Land Klimaschutz,
zum Beispiel ein Erneuerbare-Energien-Projekt, könnten sich dann beide
Länder die Treibhausgasreduktion anrechnen. Das schon aufgegessene Brötchen
würde scheinbar noch mal gegessen. Auf dem Papier würde doppelt so viel
Klimaschutz stattfinden wie in der Realität. Viele andere Staaten, etwa in
der Europäische Union, lehnen das kategorisch ab.
Brasilien und weitere Länder wollen zudem kaum wirksame Altzertifikate aus
dem früheren Klimaschutz-Handelssystem weiter nutzen. Streit gibt es auch
in der Frage, ob ein Teil der Einnahmen aus solchen Geschäften in die
internationale Klimafinanzierung von Industriestaaten für arme Länder
eingehen muss, und zwar spezifisch in Projekte zur Anpassung an den
Klimawandel. Eine Einigung auf gemeinsame Klimahandelsregeln ist nicht in
Sicht.
Ebenso wenig bei der Frage, ob die Staaten sich in ihren Klimazielen
künftig alle auf denselben Zeitrahmen beziehen sollen. Als die Staaten zur
Vorbereitung des Paris-Abkommens zum ersten Mal Klimaziele bei den
Vereinten Nationen melden sollten, gab es einigen Wildwuchs: Manche waren
auf 2030 ausgerichtet, andere auf 2025. Später einigten sich die Staaten
dann doch: Nach 2031 wolle man einheitlich vorgehen, um die
Vergleichbarkeit zu verbessern. Fünf-Jahres-Rhythmus, Zehn-Jahres-Rhythmus
oder – der Hybrid – ein offizielles Klimaziel für fünf Jahre mit einem
unverbindlichen Ausblick auf die fünf darauf? Was im Prinzip eine Formfrage
ist, können die Diplomat:innen und Regierenden seitdem aber nicht
klären – auch diesmal nicht.
## Ungeklärte Knackpunkte
Wie so oft wirkt der ermutigende Tonfall der [3][UN-Klimachefin Patricia
Espinosa] leicht fehlplatziert. „Obwohl noch eine ganze Menge Arbeit übrig
ist, gab es bei vielen Fragen Fortschritte“, rang sie sich am Donnerstag zu
sagen durch.
Dabei wurden eben nur Feinheiten geklärt. Die ungeklärten Knackpunkte der
Verhandlungen wälzen die Diplomat:innen schon jahrelang. Auf der
Weltklimakonferenz im November sollen diese Fragen eigentlich final
beschlossen werden. Ob das was wird? Der kongolesische Diplomat Tosi Mpanu
Mpanu, der das wissenschaftliche Nebenorgan der Klimakonferenzen leitet,
formulierte es so: „Es scheint mir, als müsste sich das Mindset beim
Engagement hier etwas ändern, wenn wir auf der COP 26 auch Fortschritt bei
den schwierigen Themen erreichen wollen.“
20 Jun 2021
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## AUTOREN
DIR Susanne Schwarz
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