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       # taz.de -- Vorrücken der ukrainischen Armee: Aggressor im Rückwärtsgang
       
       > Die These vom unvermeidlichen russischen Sieg wankt. Waffenlieferungen
       > helfen der Ukraine, das ist klar. Unklar ist aber, wie Putin jetzt
       > reagiert.
       
   IMG Bild: Zerstörte Fahrzeuge der russischen Armee auf einer Straße in der Nähe der befreiten Ortschaft Balaklija am Samstag
       
       Als Russland im Februar seinen Krieg begann, boten die USA dem ukrainischen
       Präsidenten an, ihn schnellstens ins sichere Ausland zu evakuieren. Es
       schien ausgemacht, dass das Ende des unabhängigen Staats Ukraine
       unmittelbar bevorstand. Die Antwort von Wolodimir Selenski ist legendär:
       „Ich brauche keine Mitfahrgelegenheit, ich benötige Munition“, sagte der
       Präsident.
       
       Trotz der anschließenden ukrainischen Erfolge rund um Kiew, trotz des
       hinhaltenden Widerstands im Süden und Osten des Landes galt es unter
       westlichen Experten wie bei den vielen Freizeitgenerälen in
       Redaktionsstuben und im Internet lange als ausgemacht, dass die Ukraine
       letztlich keine Chance gegen die russische Militärmacht hat. Daraus rührt
       wiederum die umstrittene Forderung nach einem möglichst raschen
       Waffenstillstand und einem territorialen Kompromiss zulasten der Ukraine
       her. Wenn dieser Krieg schon nicht zu gewinnen sei, so die eingängige
       Argumentation, dann sollte er doch möglichst wenige Menschenleben fordern.
       
       In diesen Tagen gerät die These vom unvermeidlichen russischen Sieg ins
       Wanken. Die ukrainische Armee macht erhebliche Geländegewinne, russische
       Einheiten flüchten, ihr Gerät zurücklassend, während die Militärs in Moskau
       von Umgruppierungen faseln. Ganz offenbar hat die Ukraine dank der
       Unterstützung mit Waffen doch die Möglichkeit zu großen Erfolgen. Von einem
       Sieg zu sprechen, wäre allerdings verfrüht, denn niemand weiß, ob sich die
       Rückeroberungen werden halten oder ausweiten lassen.
       
       Politisch folgt aus den Geländegewinnen dreierlei. Erstens zeigt sich
       damit, dass die [1][westliche Waffenhilfe] den Krieg nicht nur verlängern
       hilft, sondern dass die russische Militärmaschine tatsächlich besiegbar
       ist. Das ist eine Bestätigung für die Richtigkeit der Unterstützung und
       wird die Diskussion über die Lieferung weiterer schwerer Waffen forcieren.
       Zweitens wird die ukrainische Staats- und Militärführung angesichts des
       Erfolgs ganz gewiss nicht dazu neigen, die russischen Angreifer für ihr
       Verhalten nun auch noch zu belohnen, also auf einen Kompromiss einzugehen,
       und sie hat recht damit. Und drittens destabilisiert die [2][militärische
       Niederlage] tendenziell das Regime in Moskau. Ob daraus eine Zivilisierung
       folgt, ein Regimewechsel gar, oder nicht im Gegenteil eine noch stärkere
       Brutalisierung, das wissen wir nicht.
       
       Einstweilen hat Wladimir Putin am Samstag in Moskau ein Riesenrad
       eingeweiht. Der russische Präsident simuliert einen friedlichen Alltag, den
       es so nicht mehr gibt. Es fragt sich, wie lange er diesen Kurs angesichts
       Tausender Tote noch durchhalten kann.
       
       11 Sep 2022
       
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