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       # taz.de -- Wahl neuer Verfassungsrichter:innen: Brosius-Gersdorf: Bin nicht „ultralinks“
       
       > Nachdem die Wahl dreier RichterInnen gescheitert war, stellt die von der
       > SPD nominierte Juristin nun einiges klar. Grüne wollen Wahl noch diese
       > Woche.
       
   IMG Bild: Die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf
       
       Berlin dpa | Nach der gescheiterten Wahl von drei Verfassungsrichtern im
       Bundestag hat die von der SPD vorgeschlagene Staatsrechtlerin Frauke
       Brosius-Gersdorf Darstellungen zurückgewiesen, [1][sie sei „ultralinks“
       oder „linksradikal“]. Solche Einstufungen seien diffamierend und
       realitätsfern, heißt es laut ZDF und Deutschlandfunk in einer Erklärung der
       Professorin. Die Berichterstattung über sie und ihre Standpunkte sei in
       Teilen der Medien unzutreffend, unvollständig sowie unsachlich und
       intransparent gewesen.
       
       So sei etwa die Behauptung verunglimpfend, sie habe sich für eine
       Legalisierung und eine Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs bis zur
       Geburt ausgesprochen. Auch ihre Positionen zu einem Kopftuchverbot und zu
       Paritätsmodellen für die Wahl des Bundestags seien [2][häufig falsch
       dargestellt worden], betont Brosius-Gersdorf laut Deutschlandfunk in dem
       Schreiben. Eine eingehende Befassung mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit
       zeige vielmehr, dass ihre Positionen im Ganzen betrachtet der
       demokratischen Mitte zuzuordnen seien.
       
       ## Grüne drängen auf diese Woche
       
       Die Grünen im Bundestag drängen unterdessen die Koalition, eine
       Sondersitzung zur Wahl von drei Verfassungsrichtern noch in dieser Woche zu
       ermöglichen. Die Fraktionschefinnen Katharina Dröge und Britta Haßelmann
       forderten ihre Amtskollegen Jens Spahn von der Union und Matthias Miersch
       von der SPD in einem Brief auf, „die Durchführung einer Sondersitzung des
       Deutschen Bundestags für diese Woche zu beantragen mit dem Ziel, die Wahl
       der drei vom Richterwahlausschuss nominierten Richterinnen und Richter für
       das Bundesverfassungsgericht vorzunehmen“. Das Schreiben liegt der dpa vor.
       
       „Wir halten es für unverantwortlich, diese wichtige Entscheidung des
       Bundestags über Wochen offenzulassen“, mahnen die
       Grünen-Fraktionschefinnen. Es sei auch eine Frage des Respekts den
       Kandidierenden gegenüber. Diese hätten sich seit Wochen auf die Wahl
       vorbereitet. Ihnen gegenüber bestehe eine Verantwortung nach gemachten
       Zusagen und dem klaren Votum des Richterwahlausschusses.
       
       Am Freitag waren die Wahlen zweier neuer Richterinnen und eines Richters
       für Karlsruhe kurzfristig von der Tagesordnung des Bundestags abgesetzt
       worden. Der Druck gegen die von der SPD vorgeschlagenen Potsdamer
       Staatsrechtlerin Frauke Brosius-Gersdorf war in der Union zu groß geworden.
       Die Fraktionsführung konnte die mit dem Koalitionspartner verabredete
       Unterstützung nicht mehr garantieren. Die Grünen forderten schon an diesem
       Tag einen Neuanlauf bei einer Sondersitzung in der nun laufenden Woche und
       untermauerten dies nun mit dem Brief. Kanzler Friedrich Merz (CDU) hatte
       allerdings am Sonntag im ARD-„Sommerinterview“ erklärt, bei der Wahl gebe
       es keine Eile.
       
       ## Keine Lösung in Sicht
       
       Inhaltlich ist keine Lösung des Streits in Sicht. Die SPD-Fraktion hält an
       Brosius-Gersdorf fest. Dröge und Haßelmann zeigten sich besorgt über die
       anhaltende Debatte. „Insbesondere rechtspopulistische Plattformen arbeiten
       hier mit der Verbreitung von Unwahrheiten, Überspitzungen und verzerrten
       Aussagen. Dieser Zustand ist inakzeptabel und kann nicht über weitere zwei
       Monate fortgesetzt werden“, schreiben sie an Spahn und Miersch. Die Grünen
       seien bereit, allen drei Kandidaten die „volle Unterstützung
       auszusprechen“.
       
       Die Eilbedürftigkeit einer Sondersitzung des Parlaments begründen die
       Grünen auch damit, Schaden vom Bundesverfassungsgericht abzuwenden. Zudem
       dürfe das Land nicht über Monate im Unklaren gelassen werden, ob
       Deutschland noch eine handlungsfähige Regierung habe.
       
       15 Jul 2025
       
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