# taz.de -- Wahlen in Großbritannien: Was man vorher wissen muss
> Mehrheitswahlsystem, klare Umfragen und eine lange Auszählungsnacht: Das
> muss man vor den britischen Wahlen am Donnerstag wissen.
IMG Bild: Keir Starmer oder Rishi Sunak: Bei den Unterhauswahlen entscheidet sich, wer zukünftig von No. 10 Downing Street aus regiert
Berlin taz | Am 4. Juli wählt das Vereinigte Königreich von Großbritannien
und Nordirland ein neues Unterhaus. Wahlberechtigt unter den 68 Millionen
Einwohnern sind alle im Land lebenden Briten, Iren und
[1][Commonwealth]-Bürger.
Gewählt werden 650 Abgeordnete, die jeweils einen Wahlkreis per
Direktmandat vertreten. England besteht aus 543 Wahlkreisen, Schottland hat
57, Wales 32 und Nordirland 18. Wer in einem Wahlkreis vorne liegt, zieht
ins Parlament ein. Dieses Mehrheitswahlrecht begünstigt, dass die
Regierungspartei die absolute Mehrheit an Unterhaussitzen hält.
Wie groß die absolute Mehrheit ausfällt, hängt meist vom Vorsprung der
stärksten vor der zweitstärksten Partei ab. [2][David Cameron errang 2015
mit 36,9 Prozent eine knappe Mehrheit mit 330 von 650 Sitzen für die
Konservativen], da Labour mit 30,4 Prozent (232 Sitze) deutlich zurücklag.
[3][2017 gewann Theresa May mit 42,4 Prozent deutlich Stimmen dazu, aber
Labour holte den Rückstand mit 40 Prozent fast auf und die Konservativen
verloren die absolute Mehrheit]. 2019 legte [4][Boris Johnson weiter auf
43,6 Prozent zu], Labour unter Jeremy Corbyn sackte auf 32,1 Prozent ab –
die Tories gewannen eine hohe absolute Mehrheit mit 365 Sitzen, Labour nur
noch 202.
Im Durchschnitt der Umfragen liegt Labour bei rund 40 Prozent und die
Konservativen sind bei rund 20 Prozent. Das könnte Labour weit über 400
Sitze bescheren, die Konservativen könnten auf weit unter 100 abrutschen.
Doch weil viele Wahlkreise hart umkämpft sind, sind die meisten
Wahlforscher vorsichtig. Einigkeit besteht nur darin, dass die
Konservativen die Wahl verlieren werden.
Die Wahllokale öffnen um 7 Uhr und schließen um 22 Uhr Ortszeit (23 Uhr
MESZ). Zu diesem Zeitpunkt veröffentlicht die BBC ihren Exit Poll, eine
Prognose der Sitzverteilung. Nach knapp zwei Stunden verkünden erste
Wahlkreise ihre Ergebnisse. Die meisten folgen tief in der Nacht.
Gegen 4 Uhr früh am Freitag dürfte Rishi Sunak in seinem Wahlkreis Richmond
in Yorkshire wissen, ob er im Parlament bleibt oder nicht. Das ist eine
Schlüsselzeit auch für viele andere Tory-Politiker, deren Hoffnung auf eine
Rolle in der Opposition davon abhängt, ob sie wieder ins Parlament
einziehen.
[5][Hauskater Larry] in 10 Downing Street bleibt im Amt. Er residiert dort
seit 2011, gehört dem ständigen Personal des Hauses und ist parteilos. Der
neue Premierminister zieht bei ihm ein, sobald er am Freitag vom König
ernannt wurde.
4 Jul 2024
## LINKS
DIR [1] /Commonwealth-Gipfel-in-Ruanda/!5859345
DIR [2] /Wahl-in-Grossbritannien/!5009049
DIR [3] /Unterhauswahl-in-Grossbritannien/!5419423
DIR [4] /Wahl-in-Grossbritannien/!5649608
DIR [5] https://twitter.com/Number10cat
## AUTOREN
DIR Dominic Johnson
## TAGS
DIR Wahlen in Großbritannien
DIR Tory
DIR Labour Party
DIR Premierminister
DIR GNS
DIR Schwerpunkt Brexit
DIR Wahlen in Großbritannien
DIR Wahlen in Großbritannien
DIR Schwerpunkt Brexit
DIR Wahlen in Großbritannien
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Wahlverlierer in Nordirland: Protestantenpartei stürzt ab
Die Democratic Unionist Party ist Nordirlands Wahlverliererin. Hauptgrund
ist der wegen Sexualdelikten angeklagte Ex-Parteichef Donaldson.
DIR Wahl in Großbritannien: Gigantischer Triumph für Labour
Die oppositionelle Labour-Party holt 412 der 650 Sitze im künftigen
Parlament. Damit wird Keir Starmer am Freitag neuer Premierminister.
DIR Niedergang der Tories: Bis der Letzte fällt
Großbritanniens Konservative treiben nach Jahrzehnten der
Selbstzerfleischung auf die Wahlniederlage zu. Wird es die schlimmste seit
einem Jahrhundert?
DIR Comeback von Nigel Farage: Ein alter Bekannter
Großbritanniens bekanntester Rechtspopulist Nigel Farage nutzt die Wahlen
2024 für ein politisches Comeback – mit großen Ambitionen.
DIR Wahl in Großbritannien: Macht statt Aktivismus
Am 4. Juli wählt Großbritannien. Alles deutet auf einen großen Sieg der
Labour-Partei hin. Keir Starmer wird wohl der neue Premier. Was will er?