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       # taz.de -- Wahlen in Mosambik: Ewige Kontinuität
       
       > Terror und Klimawandel setzen Mosambiks Bevölkerung zu. Aber die seit
       > 1975 regierende Frelimo dürfte auch diesmal die Wahlen gewinnen.
       
   IMG Bild: Klare Kräfteverhältnisse auch an den Plakatwänden: Straße in Maputo, Sonntag
       
       Maputo taz | Es gibt mehr militärische Checkpoints als sonst und eine
       erhöhte Sicherheitspräsenz, die Grenzen sind geschlossen und in einigen
       Landesteilen gelten nächtliche Ausgangssperren: Wenn Mosambik an diesem
       Mittwoch einen neuen Präsidenten wählt, sind gewaltsame Zusammenstöße
       hinterher nicht auszuschließen. Der Wahlkampf war friedlich, aber Mosambik
       ist ein Land, das sich leicht in Konflikte stürzt.
       
       Der Sieg der früheren Befreiungsbewegung [1][Frelimo (Mosambikanische
       Befreiungsfront)], die 1975 Mosambiks Unabhängigkeit von Portugal erkämpfte
       und das Land seitdem regiert, erscheint sicher. Der 65-jährige scheidende
       Präsident [2][Filipe Nyusi] tritt nach zwei Amtszeiten nicht mehr an, aber
       der neue 47-jährige Parteichef [3][Daniel Chapo] hat von seinen Gegnern
       wenig zu befürchten.
       
       Die ehemalige Rebellenbewegung [4][Renamo (Mosambikanischer Nationaler
       Widerstand)] tritt erneut mit ihrem 63-jährigen Chef [5][Ossufo Momade] an,
       der die letzten Wahlen vor fünf Jahren mit 21,5 Prozent der Stimmen gegen
       Nyusi mit 73,5 Prozent verloren hatte. Früher, vor dem Tod ihres
       historischen Führers Afonso Dhlakama 2018, griff Renamo nach Wahlen gern zu
       den Waffen, wenn man sich für ein Opfer von Wahlbetrug hielt. Seitdem kam
       das nicht mehr vor, aber Momade warnte im Wahlkampf: „Ich werde keinen
       Betrug akzeptieren. Wir wurden nicht geboren, um in der Opposition zu sein,
       wir möchten auch regieren.“ Ende September meldete die Wahlkommission einen
       Cyberangriff.
       
       Doch Frelimo-Spitzenkandidat Chapo gibt sich siegessicher. Das machte er in
       der Provinz Gaza deutlich, wo Frelimo vor fünf Jahren 81 der 82 Sitze im
       Provinzparlament holte. „Am 9. Oktober wollen wir einen 100-Prozent-Sieg
       für Frelimo und ihren Kandidaten!“, rief er und meinte damit sich selbst.
       
       Der Aufstieg des vergleichsweise jungen Chapo – er wäre bei einem Wahlsieg
       Mosambiks erster nach der Unabhängigkeit geborener Präsident – hat der
       Frelimo neue Kraft gegeben, während Renamo an seiner alten Garde klebt. Ein
       neues Oppositionsbündnis CAD (Demokratische Koalitionsallianz) zerstritt
       sich intern und wurde im August vom Verfassungsgericht von den Wahlen
       ausgeschlossen. Nun treten gegen Chapo und Momade nur zwei weitere
       Kandidaten an: der 64-jährige Lutero Simango von der kleinen [6][MDM
       (Mosambikanische Demokratische Bewegung)] und der 50-jährige parteilose
       Renamo-Dissident Venâncio Mondlane.
       
       ## Machtwechsel sind im südlichen Afrika selten
       
       Es ist im südlichen Afrika üblich, dass regierende Ex-Befreiungsbewegungen
       Wahlen gewinnen. Nicht nur in Mosambik, auch in Angola, Botswana, Namibia,
       Südafrika, Tansania und Simbabwe regieren dieselben Parteien ununterbrochen
       seit der Unabhängigkeit beziehungsweise Demokratisierung.
       
       Die Probleme der 34,8 Millionen Einwohner Mosambiks sind aber derzeit
       immens. Einst hoffte das Land auf einen Boom wegen neu entdeckter
       Erdgasvorkommen, heute erlebt es einen Boom islamistischer Terrorgruppen,
       die just im Erdgasgebiet stark wurden und dort bis heute gegen Mosambiks
       Armee und verbündete Eingreiftruppen aus Ruanda und dem südlichen Afrika
       kämpfen.
       
       Über 700.000 Menschen hat [7][der Krieg] der mit den somalischen
       Al-Shabaab-Rebellen verbündeten Ansar al-Sunna in der Provinz Cabo Delgado
       im Norden des Landes an der Grenze zu Tansania in die Flucht getrieben. Zu
       den weiteren Herausforderungen des nächsten Präsidenten von Mosambik
       gehören steigende Arbeitslosigkeit und immer häufigeres Extremwetter in
       Form von Wirbelstürmen und Fluten oder auch Dürren.
       
       9 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Frente_de_Liberta%C3%A7%C3%A3o_de_Mo%C3%A7ambique
   DIR [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Filipe_Nyusi
   DIR [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Chapo
   DIR [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Resist%C3%AAncia_Nacional_Mo%C3%A7ambicana
   DIR [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Ossufo_Momade
   DIR [6] https://de.wikipedia.org/wiki/Movimento_Democr%C3%A1tico_de_Mo%C3%A7ambique
   DIR [7] https://www.caboligado.com/
       
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   DIR armando domingos
       
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