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       # taz.de -- Wahlkampf um Verkehrspolitik in Hamburg: Die SPD entdeckt ihr Herz für Autofahrer
       
       > Die Hamburger SPD setzt im Wahlkampf plötzlich wieder auf das Auto. Will
       > sie damit der CDU den Wind aus den Segeln nehmen oder meint sie das
       > ernst?
       
   IMG Bild: Immer mehr Autos beanspruchen Platz: Parken in Hamburg
       
       Hamburg taz | Gleich einen ganzen „Masterplan“ also. Den verspricht die
       Hamburger SPD in der Verkehrspolitik aufzulegen, wenn sie die
       Bürgerschaftswahl am 2. März erst gewonnen hat. Geht dank der SPD dann also
       die Verkehrswende in richtig, richtig großen Schritten voran? Werden mit
       dem Masterplan die Radwege in allen Stadtteilen im ganz großen Maßstab
       ausgebaut und S- und U-Bahnen endlich auch in die noch immer abgehängten
       Stadtteile geführt?
       
       Mit dem [1][„Masterplan Parken“] hat die SPD das Gegenteil vor: In der
       anhaltenden Debatte um eine Neuverteilung des öffentlichen Verkehrsraums
       setzt sie sich für Autofahrer*innen ein, die um den Wegfall von
       Parkplätzen fürchten. Mit einem Moratorium soll der Wegfall nämlich
       gestoppt werden und da, wo nötig, wolle man Quartiersgaragen bauen, um
       Abhilfe zu schaffen. Kommt mit der Hamburger SPD also bald der Rollback in
       der Verkehrswende?
       
       Einen Rollback würde es Ole Thorben Buschhüter nicht nennen wollen. „Wir
       setzen uns mit unterschiedlichen Lebensrealitäten in der Stadt
       auseinander“, sagt der verkehrspolitische Sprecher der
       SPD-Bürgerschaftsfraktion.
       
       Schließlich gebe es Stadtteile mit zu hohem Parkdruck; außerdem hatte die
       Stadt vor einigen Jahren die Stellplatzpflicht aufgehoben, nach der beim
       Bau von Wohnhäusern auch eine bestimmte Zahl an Parkplätzen auf den
       Grundstücken geschaffen werden muss. Das müsse gegebenenfalls wieder in
       Teilen rückgängig gemacht werden.
       
       ## Umweltverbände warnen vor Rollback
       
       Auch auf der Bezirksebene hat die SPD wieder ihr Herz fürs Auto entdeckt:
       Im größten Bezirk Wandsbek will die SPD zusammen mit der FDP – und den
       Grünen – „notwendige Korrekturen in der Verkehrspolitik zugunsten des
       Autos“ vornehmen, wie der SPD-Kreisvorsitzende und Finanzsenator Andreas
       Dressel jüngst erklärte. Auch im Bezirk Nord soll unter SPD-Führung die
       „Leistungsfähigkeit der Hauptverkehrsstraßen“ gesichert werden; auch hier
       will man dafür sorgen, dass keine Parkplätze mehr wegfallen.
       
       Ein breites Bündnis – vom Fahrradverband ADFC über den Nabu und Greenpeace
       bis zum Fachverband Fußverkehr – forderte deshalb zuletzt [2][ein
       Bekenntnis zur Mobilitätswende.] Aus der Sicht Buschhüters ist das gar
       nicht nötig. „Wir wollen ja unverändert den Anteil des Autoverkehrs auf 20
       Prozent senken“, beteuert er. Die Weichen dafür seien in der vergangenen
       Legislatur mit den Grünen gestellt worden – sowohl mit der Verwirklichung
       mehrerer S- und U-Bahn-Projekte wie auch beim Radwegeausbau. „Das ist ein
       großer Fortschritt“, sagt Buschhüter.
       
       Der Druck auf die SPD kommt aber vor allem von anderer Seite: Tagein,
       tagaus poltert [3][CDU-Spitzenkandidat Dennis Thering] gegen die
       „autofeindliche Politik von SPD und Grünen“, die Hamburg zur Stauhauptstadt
       mache. Darunter leide nicht zuletzt die Wirtschaft. Und von unkoordinierten
       Baustellen seien alle in der Stadt doch nur noch genervt.
       
       Dass Thering hier eine Angriffsfläche und ein Potenzial sieht, verärgerte
       SPD-Wähler:innen zur CDU zu locken, entspricht der Stimmung in der Stadt
       über alle Bezirke hinweg: In einer Umfrage im Auftrag des Hamburger
       Abendblatt erachteten 80 Prozent der Befragten den Verkehr als größtes
       Problem in Hamburg.
       
       Blinkt die SPD demnach nur, dem Wahlkampf geschuldet, Richtung Autolobby,
       um hier keine offene Flanke zu haben? Dafür, dass die [4][SPD direkt von
       einem „Masterplan“ beim Parken spricht], wären die Folgen wohl
       überschaubar. Und ohnehin dürften nach der Wahl die Grünen mit Anjes Tjarks
       weiter den Verkehrssenator stellen.
       
       „Wir und die Grünen wollen ja dasselbe, nur manchmal auf unterschiedlichen
       Wegen“, sagt Buschhüter. Und auch Bürgermeister Tschentscher (SPD)
       wiederholte mehrfach, an der Verkehrswende festhalten zu wollen– nur
       vielleicht langsamer als es auch angesichts der selbst gesteckten
       Klimaziele nötig wäre.
       
       4 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Buergerschaftswahl-in-Hamburg/!6049970
   DIR [2] /Mobilitaetswende-in-Hamburger-Bezirken/!6055110
   DIR [3] /Hamburger-CDU-legt-Wahlprogramm-vor/!6044305
   DIR [4] https://www.spd-hamburg.de/fileadmin-hamburg/Dokumente/Programme_und_Koalitionsvertraege/SPDRegierungsprogramm2025.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR André Zuschlag
       
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