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       # taz.de -- Was sich aus Nordhausen lernen lässt: Der richtige Aufschrei
       
       > Der Sieg des AfD-Kandidaten konnte in Nordhausen verhindert werden, weil
       > die Zivilgesellschaft so stark auftrat. Ein Vorbild für künftige Wahlen.
       
   IMG Bild: Nordhausen am Wahlabend: Vor dem Bürgerhaus hat sich nach der Auszählung eine jubelnde Masse gesammelt
       
       Die Oberbürgermeisterstichwahl in Nordhausen ging glimpflich aus, nicht
       glücklich: Trotz [1][Wiederwahl des parteilosen Amtsinhabers Kai Buchmann]
       entfielen ganze 45 Prozent auf den AfD-Kandidaten Jörg Prophet aus der
       rechtsextremen Höcke-AfD in Thüringen. Prophet fiel mit
       [2][geschichtsrevisionistische Aussagen] auf – in einer Stadt, auf deren
       Gebiet die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora liegt.
       
       Viele hatten dennoch fest mit dem ersten AfD-Oberbürgermeister gerechnet –
       nicht zuletzt die Partei selbst, die, berauscht von den Umfragen, einen
       braunen Domino-Effekt in den Kommunen herbeireden will. Nordhausen ist
       deshalb eine empfindliche Niederlage für die AfD – aus der sich viel lernen
       lässt. Denn eigentlich war alles für einen weiteren brauen Dominoday
       angerichtet: der AfD-Bundestrend, fast 20 Punkte Vorsprung im ersten
       Wahlgang, ein Amtsinhaber ohne große Kampagne, dafür mit
       Disziplinarverfahren und Streit im Stadtrat.
       
       Aber Nordhausen ist trotzdem nicht nach rechts gekippt – es hat vielmehr
       vorgemacht, wie demokratischer Zusammenhalt aussehen kann. Anders als in
       Sonneberg, wo erstmals ein [3][AfD-Landrat gewählt wurde], gab es in
       Nordhausen vor der Stichwahl einen echten Aufschrei: Vertreter der
       Zivilgesellschaft haben sich lautstark eingemischt und gegen die AfD
       mobilisiert – nicht zuletzt der KZ-Gedenkstättenleiter Jens Christian
       Wagner, der ausdauernd warnte, wie fatal ein Geschichtsrevisionist als
       Oberbürgermeister wäre. Bürger*innen vernetzten sich in Chatgruppen,
       organisierten Demos und richteten ein großes Stadtfest aus. Sie lieferten
       einen lebhafteren Gegenentwurf zum geschlossenen Weltbild der AfD.
       
       Nordhausen weckt Hoffnung und ist gleichzeitig ein Appell: Es gibt
       funktionierende Strategien gegen die AfD und Engagement für eine offene
       Gesellschaft lohnt sich. Es zeigt aber auch, wie notwendig ein
       gesellschaftlicher Aufschrei gegen den Rechtsruck ist – gerade mit Blick
       auf die kommenden Landtags- und Kommunalwahlen.
       
       25 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Stichwahl-um-Oberbuergermeisteramt/!5961936
   DIR [2] https://www.zeit.de/2023/40/erinnerungskultur-afd-nationalsozialismus-thueringen-nordhausen-wahlkampf/komplettansicht
   DIR [3] /Erster-AfD-Landrat-Deutschlands/!5940162
       
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   DIR Gareth Joswig
       
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