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       # taz.de -- Weltraumschrott in Umlaufbahn: Mysteriöses Objekt fällt in kenianisches Dorf
       
       > Der kreisrunde Gegenstand war wohl Teil einer Rakete, das bei Eintreten
       > in die Atmosphäre nicht verglüht ist. Doch viele Fragen geben Rätsel auf.
       
   IMG Bild: Vom Himmel gefallen: ein fast 2,4 Meter breiter und 453 Kilogramm schwerer Metallring
       
       Kampala taz | Es ist eine halbe Tonne schwer und sieht aus wie ein
       gewaltiger Ring aus Metall, im Durchmesser größer als ein Mensch. Das
       sonderbare Teil war in einer gewaltigen Geschwindigkeit am 30. Dezember vom
       Himmel gefallen – ins Dorf Mukuku, rund 100 Kilometer südöstlich von Kenias
       Hauptstadt [1][Nairobi].
       
       Seitdem pilgern Raumfahrtexperten, Journalisten und Regierungsvertreter in
       das abgelegene Bauerndorf. Das kreisrunde Teil liegt im Gebüsch unweit
       einiger Häuser und hat beim Einschlag offensichtlich keinen Schaden
       verursacht. Der örtliche Polizeichef, Julius Rotich, erklärte gegenüber
       lokalen Medien, dass das Objekt immer noch „rot glühte und heiß war“, als
       die Anwohner es fanden. Die Polizei habe die Einschlagstelle abriegeln
       müssen, um die Menschen nicht zu gefährden.
       
       „Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Ring von einer Rakete“, erklärt
       Alois Were von Kenias Raumfahrtagentur (KSA), der Anfang Januar als einer
       der ersten Experten das Metallteil vor Ort untersuchte und es ins Labor
       transportieren ließ: „Wir sind nun dabei herauszufinden, wem dieses Teil
       gehört.“
       
       In einer KSA-Erklärung heißt es später: „Solche Objekte sind normalerweise
       so konstruiert, dass sie beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen
       oder über unbewohnten Gebieten wie den Ozeanen niedergehen.“ Die KSA
       bezeichnete den Vorfall als „Einzelfall“.
       
       ## Gerüchte um das mysteriöse Objekt
       
       In den sozialen Medien werden nun Gerüchte verbreitet, dass es sich
       womöglich um ein Teil einer indischen Trägerrakete handelt und dass Kenia
       Indien zur Verantwortung ziehen werde. Kenias Raumfahrtagentur versichert
       allerdings in einer Erklärung: „Die Ermittlungen sind immer noch in Gange.
       Forderungen nach Entschädigung, die angeblich von Kenias Regierung erhoben
       wurden, sind falsch.“
       
       Während die KSA das Metallteil nun unter die Lupe nimmt, wird der Vorfall
       in der Raumfahrtszene heiß diskutiert: Ein Bauteil der europäischen
       [2][Ariane]-V-Rakete mit dem „SYLDA-Adapter“ käme in Frage, so der
       niederländische Raumfahrtwissenschaftler Marco Langbroek auf seinem
       Onlineblog. Der Adapter funktioniert wie eine Art Rucksack, in dem die
       Satelliten beim Start transportiert werden. Sobald die Rakete in einer
       gewissen Höhe ist, werden die Satelliten entlassen und der Adapter fällt in
       die Erdatmosphäre zurück, wo er bestenfalls verglüht.
       
       Berechnungen zufolge sollte dieser Adapter genau am 30. Dezember nahe dem
       Äquator in Afrika aufschlagen. Der Aufschlagort in Kenia würde dazu passen.
       Ingenieure der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA), die die Ariane-Raketen
       betreibt, äußerten allerdings Zweifel, dass es sich um ein Ariane-Bauteil
       handle.
       
       [3][Im Weltraum wird es immer voller]. Letztes Jahr schätzte die
       Europäische Weltraumorganisation, dass sich mehr als 14.000 Tonnen Material
       in der erdnahen Umlaufbahn befanden. Darunter offenbar auch 500-Kilo-Teile,
       die einfach so zurück auf die Erde knallen können.
       
       14 Jan 2025
       
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