URI: 
       # taz.de -- Weltwirtschaftsforum in Davos: Plötzliches Ergrünen
       
       > Das Weltwirtschaftsforum in Davos gibt sich klimafreundlich. Doch erst
       > wenn es für Firmen ums Überleben geht, wird sich etwas bewegen.
       
   IMG Bild: Die Alpen zwischen Zürich und Davos
       
       Die Klimakonferenzen der UNO haben zu Recht einen schlechten Ruf: Da wird
       viel geredet und anschließend kaum gehandelt. Der gleiche Vorwurf trifft
       das [1][Weltwirtschaftsforum in Davos]: Wenn sich jetzt wieder die Staats-
       und Firmenchefs im Schnee treffen, um zu beraten, wie „die
       Klima-Apokalypse“ zu verhindern sei, ist das absurd.
       
       Sind es doch gerade das Handeln und Nichthandeln in Politik und
       Unternehmen, die uns immer tiefer in die Klimakrise steuern. Da hilft es
       auch nicht viel, wenn diese Eliten den CO2-Ausstoß der Veranstaltung
       kompensieren und aufmerksam der Diskussion „Das 21. Jahrhundert überleben“
       lauschen.
       
       Die Debatte könnte hier enden: grüne Heuchler im weißen Davos. Sie fängt
       hier aber erst an. Denn erstens zeigt das Treffen, dass Unternehmen ähnlich
       [2][schwer umzusteuern] sind wie Staaten; nur wenige Chefs schaffen es, ihr
       erprobtes Geschäftsmodell so ernsthaft und schnell wie erforderlich von
       fossilen Rohstoffen zu befreien. Wo die Politik von Wählerstimmen abhängig
       ist, hängt die Wirtschaft am Profit. Dass Wirtschaftsbosse meinen, sie
       könnten die Probleme besser lösen als PolitikerInnen, ist weltfremd.
       Bewiesen haben sie es zumindest noch nicht.
       
       Zweitens zeigt das potemkinsche Ökodorf Davos, dass Vorstände auf Druck von
       außen mindestens so sensibel reagieren wie Regierungen. Ein paar Demos
       gegen das geheiligte Firmenlogo, schon herrscht Krisenstimmung. Auf den
       Straßen, vor Gerichten und beim Verkauf ihrer Produkte haben Firmen viele
       empfindliche Stellen. Wer Klimaschutz will, kann dort Druck erzeugen.
       
       Und schließlich zeigt das plötzliche Ergrünen des Forums: Kapitalisten
       glauben nicht an Ideen, sondern an Zahlen. Vorstandschefs können Bilanzen
       lesen, auch Klimabilanzen. Die Wissenschaft zu ignorieren gefährdet dagegen
       ihr Geschäftsmodell. Sobald das „Weiter so“ teurer wird als das „Verändern
       wir uns“, werden sie schnell umschwenken.
       
       Wann dieser Punkt erreicht ist, hängt einerseits davon ab, wie man seine
       Milliarden verdient – der Chef eines Internetkonzerns kann leichter zum Öko
       werden als der Ölprinz. Andererseits entscheiden darüber Politik und
       Zivilgesellschaft. Sie können durch Gesetze und Proteste den Preis für den
       Klimaschmutz hochtreiben und gleichzeitig die Anreize für echten Wandel
       vergrößern.
       
       Es gibt dafür die Konzepte, das Wissen und das Geld. Aber nur, wenn das
       „Überleben im 21. Jahrhundert“ zentral für die Kosten-Nutzen-Rechnung von
       Unternehmen wird, kann Davos etwas bewirken. Wenn nicht, sollten die
       Besucher lieber Ski fahren. Solange in den Alpen [3][noch Schnee] liegt.
       
       22 Jan 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Klimaproteste-in-und-um-Davos/!5658576
   DIR [2] /Neubauer-vs-Siemens/!5654384
   DIR [3] /Erinnerungen-an-Tage-mit-Schnee/!5651711
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
       ## TAGS
       
   DIR Greta Thunberg
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Klima
   DIR Weltwirtschaftsforum
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Schwerpunkt Fridays For Future
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Davos
   DIR Greta Thunberg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Weltwirtschaftsforum in Davos: Konzerne wollen Klima retten
       
       Beim Weltwirtschaftsforum in Davos steht Klimapolitik auf der Agenda.
       Firmenchefs stellen große Pläne vor. Ob das der Atmosphäre hilft, ist
       unklar.
       
   DIR Proteste beim Weltwirtschaftsforum: „Sie können uns nicht ignorieren“
       
       Die Proteste der Klimaaktivist*innen haben Davos erreicht. Bei der
       dreitägigen Wanderdemo erleben sie vor allem Unterstützung.
       
   DIR Partner des Weltwirtschaftsforums: Traumschiff Davos
       
       Das Weltwirtschaftsforum nimmt Klima und Umwelt in den Fokus. Bei realen
       Klima-Rankings bekommt aber nur jeder zehnte strategische Partner gute
       Noten.
       
   DIR Klimaproteste in und um Davos: Zu Fuß über die Berge
       
       Knapp 1.200 Aktivist*innen wandern bei Minustemperaturen durch die
       Schweizer Alpen. Ihr Ziel: Davos.​ Greta Thunberg ist schon da.
       
   DIR Fridays for Future: Greta und die #Rezoluzzer
       
       Die Klimabewegung argumentiert mit Fakten und Vernunft. Sie will nicht
       belehren, sondern fordert dazu auf, Beschlüsse umzusetzen.