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       # taz.de -- Globaler Energiemarkt: Klimakrise und KI heizen Energieverbrauch an
       
       > Datenzentren und Klimaanlagen treiben den weltweiten Stromverbrauch nach
       > oben. Immer noch werden viel Kohle, Öl und Gas verbrannt.
       
   IMG Bild: Sorgen für Kühle und verbrauchen viel Strom: Klimaanlagen
       
       Freiburg taz | Der weltweite Energieverbrauch stieg im vergangenen Jahr
       ungewöhnlich stark an. Wie aus der [1][Global Energy Review] hervorgeht,
       welche die Internationale Energieagentur (IEA) am Montag in Paris
       vorstellte, wuchs die globale Energienachfrage im Jahr 2024 um satte 2,2
       Prozent. Im Mittel des zurückliegenden Jahrzehnts hatte der jährliche
       Anstieg bei lediglich 1,3 Prozent gelegen.
       
       Besonders der steigende Stromverbrauch hat die Entwicklung getrieben, denn
       die Nachfrage nach elektrischer Energie stieg besonders stark um 4,3
       Prozent. Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA, sieht mehrere Gründe: Zum
       einen wachse der Energiehunger [2][der Rechenzentren, vor allem auch
       aufgrund die rapide zunehmenden Anwendungen der künstlichen Intelligenz].
       Zum anderen steige der weltweite Strombedarf, weil aufgrund der zunehmenden
       Hitze mehr Klimaanlagen gebraucht werden. Weitere Faktoren seien die
       verstärkte Nutzung von Strom in Verkehr und Industrie.
       
       Aus Sicht des Klimaschutzes ist die Entwicklung wenig erfreulich: Der
       globale CO₂-Ausstoß aus der Energieerzeugung stieg im Jahr 2024 gegenüber
       dem Vorjahr um weitere 0,8 Prozent. Damit blieb das Wachstum der Emissionen
       aber immerhin deutlich unter dem Wachstum der globalen Wirtschaftsleistung,
       das bei 3,2 Prozent lag.
       
       Trotz der zunehmenden Nutzung erneuerbarer Energien ist Erdöl weiterhin der
       wichtigste Energierohstoff. Immerhin habe sich das Wachstum der weltweiten
       Ölnachfrage 2024 deutlich verlangsamt, rechnet die IEA vor. Nachdem die
       Nachfrage nach Öl im Jahr 2023 noch um 1,9 Prozent gestiegen war, lag das
       Plus 2024 nur noch bei 0,8 Prozent.
       
       Damit nimmt die Bedeutung des Mineralöls in Relation zum gesamten
       Energieverbrauch langsam ab: Erstmals sank sein Anteil am globalen
       Energiemix unter die Marke von 30 Prozent, der Höchststand lag vor 50
       Jahren bei 46 Prozent. Die Entwicklung in den einzelnen Sektoren war
       unterschiedlich: Die Ölnachfrage des globalen Straßenverkehrs ging leicht
       zurück, die Ölnachfrage der Luftfahrt und der Petrochemie stieg weiter an.
       
       ## Auch Nachfrage nach Kohle steigt
       
       Auch die weltweite Kohlenachfrage stieg abermals, nämlich um ein Prozent.
       Noch stärker erhöhte sich die Nachfrage nach Erdgas, nämlich um 2,7
       Prozent. Sie wuchs damit deutlich schneller als im zurückliegenden
       Jahrzehnt. Auch in der Europäischen Union nahm der Gasverbrauch noch leicht
       zu, insbesondere durch die Nachfrage der Industrie.
       
       Der Zubau von Windkraft und Photovoltaik erreichte im Jahr 2024 zum 22. Mal
       in Folge ein Rekordniveau. Rund 700 Gigawatt an Erzeugungskapazitäten
       wurden neu errichtet, fast 80 Prozent davon entfielen auf die Photovoltaik.
       In der EU übertraf der Anteil von Photovoltaik und Wind an der
       Stromerzeugung erstmals den Anteil, den Kohle und Gas zusammen erreichen.
       In den USA überholten Photovoltaik und Wind mit einem Anteil von zusammen
       16 Prozent die Kohle, in China erzeugten Sonne und Wind fast 20 Prozent des
       Stroms.
       
       Immer dürftiger werden unterdessen die Fortschritte bei der
       Energieeffizienz: Nach einer durchschnittlichen jährlichen Verbesserung der
       Effizienz um etwa zwei Prozent in den Jahren 2010 bis 2019 lag der
       Fortschritt in den Jahren 2019 bis 2023 im Mittel nur noch bei 1,2 Prozent,
       2024 sogar nur bei ein Prozent. Ausgerechnet der Klimawandel bremst die
       Fortschritte: Der höhere Energiebedarf aufgrund extremer Temperaturen ist
       der IEA zufolge ein Grund dafür, dass es kaum mehr gelinge, die
       Energieeffizienz der Volkswirtschaften zu steigern.
       
       24 Mar 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.iea.org/news/growth-in-global-energy-demand-surged-in-2024-to-almost-twice-its-recent-average
   DIR [2] /Weniger-kuenstliche-Intelligenz-ist-mehr/!6074440
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernward Janzing
       
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