URI: 
       # taz.de -- Wirtschaftshub „House of Games“: Zocken fürs Bruttosozialprodukt
       
       > Der Senat internationale Schwergewichte der boomenden Spielebranche nach
       > Berlin locken. Die Indie-Szene ist erfreut und hofft auf bezahlbare
       > Mieten.
       
   IMG Bild: Das „Lux“ an der Spree soll bald Zentrum der Spielebranche werden
       
       Berlin taz | Noch ist dem künftigen „House of Games“ nicht anzusehen, dass
       es bald der Mittelpunkt von Berlins aufstrebender
       [1][Computerspiele-Industrie] werden soll. Die Büros sind im Rohbau,
       Elektronik und Kabel hängen von der Decke. Roland Sillmann, Geschäftsführer
       der landeseigenen Wista Management GmbH, führt durch das Gebäude. In die
       erste Etage ziehen die Indie-Entwickler, in die oberen die großen
       Spieleunternehmen, erklärt er. Im Erdgeschoss entstehe ein Community-Space,
       den alle nutzen. „Das Ziel ist es, möglichst viel Austausch zu
       ermöglichen.“
       
       Mit dem House of Games hofft der Senat Berlin als führenden Standort in der
       Computerspiele-Branche zu etablieren. Das Projekt soll etablierte Studios,
       Branchenverbände, Start-ups und unabhängige Entwicklerstudios an einem Ort
       bündeln.
       
       Am Dienstag gaben der Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und
       Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) offiziell den Standort für das
       Projekt bekannt. Die Wahl fiel auf das „Lux“ in Friedrichshain, einen
       historischen Gebäudekomplex an der Warschauer Straße, der früher eine
       Glühbirnenfabrik beherbergte.
       
       ## Hoffnungen geweckt
       
       Das Projekt stößt auf großes Interesse in der Branche. Rund 250
       Entwickler:innen und andere Branchenvertreter:innen sind am
       Dienstagvormittag in den Innenhof der Immobilie zum Festakt anlässlich der
       Standortbekanntgabe gekommen.
       
       „Berlin wird mit dem House of Games zur ersten Adresse für die Branche in
       Deutschland“, frohlockt Wirtschaftssenatorin Giffey auf der Bühne. Man
       befinde sich in Konkurrenz mit anderen Städten und wolle nicht
       zurückbleiben. So gebe es bereits in Düsseldorf ein ähnliches Projekt.
       Allerdings werde das House of Games mit einer Fläche von bis zu 15.000
       Quadratmetern Gewerbefläche mit Abstand das größte Projekt seiner Art in
       Europa.
       
       Die Gaming-Industrie gilt als eine der Wachstumsbranchen der Hauptstadt.
       Laut einer Studie des Verbands Medianet erwirtschaftete die Branche 2023
       fast eine halbe Milliarde Euro Umsatz. „Berlin hat eines der lebhaftesten
       Ökosysteme Deutschlands, wenn nicht Europa“, sagt Spieleentwickler Daniel
       Helbig, der auch zum Festakt gekommen ist. Zusammen mit seinem
       Geschäftspartner betreibt Helbig das kleine Independent Studio Megagon
       Industries.
       
       Vor allem für Indie-Entwickler wie Helbig ist die Hauptstadt derzeit ein
       Eldorado. Medianet zählt über 300 Firmen, die in der Branche tätig sind.
       Doch es sind vor allem die umsatzstarken Blockbuster-Titel, die
       letztendlich Geld in die Steuerkassen spülen. Nur: Spiele eines Kalibers
       wie [2][das Openworld Gangster-Epos GTA 6] oder der Fussballklassiker Fifa
       werden derzeit kaum in Deutschland entwickelt.
       
       ## Senat macht Millionen locker
       
       Die Branche hofft daher, das Projekt könne dazu beitragen, in Zukunft auch
       größere Produktionen nach Deutschland zu holen. „Unser Ökosystem in
       Deutschland ist noch nicht da, wo es hinmuss“, sagt Felix Falk,
       Geschäftsführer des Verbands der deutschen Games-Branche. Das House of
       Games biete eine Strahlkraft, die „weit über Berlin hinausgehe“.
       
       Insgesamt 4,5 Millionen Euro investiert das Land Berlin in das Vorhaben.
       Ein Großteil der Mittel fließt an die Wista GmbH. Das landeseigene
       Unternehmen mietet die Immobilie an, führt die nötigen Ausbauarbeiten durch
       und vermietet sie an die Entwicklerstudios weiter.
       
       Mit der Bekanntgabe des Standorts konnte die Wirtschaftssenatorin auch
       schon erste Mieter vorweisen: Unter anderem soll der französische Publisher
       un Entwickler Ubisoft, bekannt für Titel wie „Assassin’s Creed“ und Far
       Cry, in den Gebäudekomplex einziehen. Mit etwa 20 weiteren Interessenten
       befinde sich die Wista aktuell in Verhandlung, so Giffey. Anfang 2026
       sollen die ersten Mieter:innen einziehen.
       
       Auf Spieleentwickler Daniel Helbig macht das House of Games einen guten
       Eindruck. „Die Location ist mega“, er könne sich gut vorstellen, in Zukunft
       hier zu arbeiten. Derzeit sei seine Firma noch in einem Co-Working-Space
       in Lichtenberg ansässig. Entscheidend sei allerdings, wie hoch am Ende die
       Mieten werden seien. „Das versuche ich schon seit einer Stunde
       herauszufinden“, sagt Helbig.
       
       ## Viele Fragen ungeklärt
       
       Tatsächlich sind noch viele Fragen offen – und vor allem die Miethöhe wird
       entscheiden, wie hoch der Mehrwert des Projekts für die finanzschwachen
       Indie-Entwickler ist. „Die Lage ist nicht gerade prädestiniert für geringe
       Mieten“, befürchtet Stefan Ziller, digitalpolitischer Sprecher der
       Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus.
       
       Es sei wichtig, dass die Finanzierung des Projekts langfristig steht. „Wir
       verhandeln gerade [3][wieder den Haushalt], es wird sich zeigen, wie
       belastbar die Zusagen sind“, gibt der Grüne zu bedenken. Es sei nicht
       auszuschließen, dass das Projekt in letzter Minute wieder zusammengekürzt
       wird.
       
       Unklar ist auch, ob das Computerspiele-Museum, das derzeit an der
       Weberwiese ansässig ist, einziehen wird. Der Standort wäre ideal, jedoch
       ist unklar, ob das private Museum, da keine staatlichen Fördermittel
       erhält, den neuen Standort auch leisten kann. Auch hier laufen die
       Verhandlungen noch.
       
       Spieleentwickler Benjamin Scharff hofft, dass die Mieten am Ende nicht ganz
       so teuer sein werden. „Für kleinere Studios ist es schwer, etwas
       Bezahlbares innerhalb des Rings zu finden.“
       
       10 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Arbeit-in-der-Games-Branche/!6081450
   DIR [2] /Wir-haben-diesen-Text-ueber-GTA-6-Memes-vor-GTA-6/!6090584
   DIR [3] /Haushaltskrise-in-Berlin/!6060126
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jonas Wahmkow
       
       ## TAGS
       
   DIR Wirtschaft
   DIR Games
   DIR Franziska Giffey
   DIR Unterhaltung
   DIR Games
   DIR Games
   DIR Games
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Unterhaltungsindustrie: Das Game ums große Geld
       
       Digitale Spiele generieren mehr Umsatz als Filme, Musik und Bücher. Längst
       spielen nicht mehr nur junge Nerds, sondern auch ältere Normalos. Wie
       Spielehersteller davon profitieren wollen.
       
   DIR „Grand Theft Auto 6“ Memes: Grüße aus der Hölle
       
       Neuer Beatles-Song, Mike Tyson, Krieg – das ist alles passiert, während
       Fans auf den Release von GTA 6 warten. Warum der Hype größer denn je ist.
       
   DIR Strategiespiel Anno 117: Urlaub in Italien
       
       Das Strategiespiel „Anno“ inszenierte Geschichte bisher als gewaltfreie
       Wohlfühlwelt. Ob das im neuen Teil besser wird, zeigt sich Ende dieses
       Jahres.
       
   DIR Arbeit in der Games-Branche: Von wegen spielerisch
       
       Die Games-Branche gibt sich lustig, kollegial und progressiv. Doch hinter
       den Kulissen leiden Entwickler:innen unter Stress und Sexismus.