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       # taz.de -- Zahlreiche Tote in Tschad: Gewalt gegen Proteste
       
       > Gegner des Präsidenten Mahamat Déby demonstrieren in Tschad gegen seinen
       > Verbleib an der macht. Die Polizei schießt scharf.
       
   IMG Bild: Demonstranten rufen während einer Demonstration in N'Djamena am 20. Oktober 2022 Parolen
       
       Berlin taz | In Tschad sind am Donnerstag zahlreiche Menschen bei der
       Niederschlagung von Protesten gegen Präsident Mahamat Déby getötet worden.
       Die Regierung bestätigte am Nachmittag 30 Tote, davon zehn Angehörige der
       Sicherheitskräfte. In lokalen Medien kursierten Bilder von mit Tüchern
       bedeckten Leichen auf einer Straße der Hauptstadt Ndjamena. Auch in der
       Stadt Moundou sollen Menschen getötet worden sein.
       
       Tschads Opposition hatte zu Massenprotesten aufgerufen, weil aus ihrer
       Sicht am 20. Oktober Débys Amtszeit hätte enden müssen. Der Sohn des
       Langzeitherrschers [1][Idriss Déby] war am 20. April 2021 im Alter von 37
       Jahren nach dem überraschenden Tod seines Vaters an der Kriegsfront gegen
       eine aus Libyen einmarschierte Rebellenbewegung von den hohen Genetälen des
       Landes zum Übergangspräsidenten für 18 Monate ernannt worden. Im September
       beschloss ein von ihm selbst einberufener „[2][nationaler Dialog]“ jedoch
       seinen Verbleib bis zu Wahlen im Jahr 2024, zu denen er auch noch selber
       antreten darf.
       
       Damit galten die Hoffnungen auf einen demokratischen Übergang in Tschad als
       gescheitert. Das Land ist der wichtigste Partner Frankreichs beim Vorgehen
       gegen islamistische Terrorgruppen in der Sahelzone und gilt daher als
       strategisch wichtig. Frankreichs Regierung hatte die verfassungswidrige
       Machtübergabe von Vater zu Sohn nur unter der Voraussetzung akzeptiert,
       dass der Sohn nur übergangsweise regiert und den Weg zu freien Wahlen
       ebnet, zu denen er nicht kandidiert.
       
       Diese Versprechen wurden nun durch den „nationalen Dialog“ gebrochen.
       Zahlreiche ehemalige Rebellenführer hatten an diesem Dialog teilgenommen,
       nicht jedoch wichtige Teile der zivilen Opposition. Sie ziehen nun den
       Kürzeren.
       
       Die Proteste begannen im frühen Morgengrauen mit Aufmärschen auf den
       Straßen und Barrikaden aus brennenden Autos. Nach Behördenangaben wurden
       auch mehrere öffentliche Gebäude angegriffen. Die Polizei ging mit
       Tränengas und scharfer Munition dagegen vor; ob auch die Armee im Einsatz
       war, blieb zunächst unklar.
       
       Fünf Menschen in Ndjamena seien erschossen worden, bestätigte gegenüber der
       Nachrichtenagentur AFP ein Krankenhausleiter in der tschadischen
       Hauptstadt, bevor die Regierung ihre wesentlich höhere Bilanz bekanntgab.
       Das tschadische Rote Kreuz hatte zuvor erklärt, es habe mobile Teams im
       Einsatz, um Verwundete zu bergen. Deren Zahl soll in die Hunderte gehen.
       
       20 Oct 2022
       
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   DIR Dominic Johnson
       
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