# taz.de -- Zersplitterte Rechtsextreme: Neonazis suchen Heimat
> Die radikale Kleinstpartei „Die Rechte“ löst sich in NRW auf. Sie soll
> mit der NPD fusionieren, aber nicht alle wollen mitmachen.
IMG Bild: „Die Rechte“ demonstriert in Bielefeld am 10.11.2018 für die Freilassung der Holocaustleugnerin Haverbeck
Bochum taz | Die neonazistische Kleinstpartei „Die Rechte“ zeigt massive
Auflösungserscheinungen. Nachdem es die Rechtsextremen schon bei der
Landtagswahl 2022 in ihrem Stammland Nordrhein-Westfalen nicht geschafft
hatten, ihre eigene Landesliste fristgerecht einzureichen, [1][und damit
nicht antreten konnten], hat sich der NRW-Landesverband der Splitterpartei
jetzt offenbar selbst aufgelöst.
Das Landesamt für Verfassungsschutz NRW warnt aber, dies „bedeute keine
geänderten Inhalte oder Aktivitäten, sondern nur eine geänderte
Organisationszugehörigkeit“ – denn offenbar wollen Teile der „Rechten“ mit
der ebenfalls rechtsextremen NPD fusionieren. Zuletzt sollen der Partei
rund 500 Mitglieder angehört haben.
„Die Rechte“ war 2012 von dem wegen Volksverhetzung vorbestraften führenden
Neonazi-Kader Christian Worch gegründet worden, der heute wieder als
Bundesvorsitzender amtieren soll. Bei der Europawahl 2019 trat die
Kleinstpartei mit der mehrfach verurteilten, heute 94-jährigen
Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck als Spitzenkandidatin an. Die Partei
war vor allem in Dortmund umtriebig; führende Funktionäre lebten im
Stadtteil Dorstfeld, [2][wo die Neonazis in der Emscherstraße zeitweise
einen ganzen Straßenzug dominieren konnten].
In den vergangenen drei Jahren setzten sie dort allerdings die Antifa, das
Bündnis „Dortmund gegen Rechts“ und verschärfte Polizeikontrollen unter
Druck. Der offen antisemitische damalige Vizeparteichef Michael Brück, der
zeitweilig dem Dortmunder Stadtrat angehörte, zog daraufhin Ende 2020 ins
ostdeutsche Chemnitz, wo er bei der rechtsextremen Kleinstpartei „Freie
Sachsen“ aktiv ist.
Die übrigen Funktionäre der „Rechten“ suchen jetzt offenbar Schutz unter
dem Mantel der NPD: Deren Dortmunder Kreisverband wurde am 8. Januar, nur
einen Tag nach der Selbstauflösung des Landesverbands der „Rechten“,
wiedergegründet. Vorsitzender des NPD-Kreisverbands ist der mehrfach
vorbestrafte Diplom-Jurist Sascha Krolzig, bei der „Rechten“ bisher
Beisitzer im Bundesvorstand. Als Krolzigs Stellvertreter fungiert Alexander
Deptolla, bisher Landeschef der „Rechten“.
Auftreten soll der wiedergegründete NPD-Kreisverband unter dem Namen
„Heimat Dortmund“. Damit orientieren sich Krolzig und Deptolla am Kurs des
NPD-Bundeschefs Frank Franz: Um die NPD weniger radikal erscheinen zu
lassen, hatte der schon im vergangenen Mai versucht, seine Partei in „Die
Heimat“ umbenennen zu lassen, war damit aber [3][bei einem Bundesparteitag
knapp gescheitert]. Auch bei der „Rechten“ ist der neue Kurs nicht
unumstritten: So erklärte der Duisburger Kreisverband der Splitterpartei
bereits, trotz Selbstauflösung des Landesverbands „nicht in die NPD bzw.
die Heimat übergehen“ zu wollen.
25 Jan 2023
## LINKS
DIR [1] https://www.endstation-rechts.de/news/neonazis-nordrhein-westfalen-unwaehlbar
DIR [2] /Rechtsextremismus-im-Ruhrgebiet/!5595208
DIR [3] /NPD-Parteitag-stimmt-gegen-neuen-Namen/!5852411
## AUTOREN
DIR Andreas Wyputta
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