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       # taz.de -- „Zimmer frei“ endet 2016: In Würde altern
       
       > Die WDR-Sendung „Zimmer frei“ wird im kommenden Jahr eingestellt. Die
       > Moderatoren fühlen sich zu alt, um weiter Kindergeburtstag zu spielen.
       
   IMG Bild: Machen Schluss mit lustig: die „Zimmer frei“-ModeratorInnen Götz Alsmann und Christine Westermann.
       
       Der letzte Kindergeburtstag im deutschen Fernsehen geht dem Ende entgegen.
       Die WDR-Sendung „Zimmer frei“ wird nächstes Jahr eingestellt. Komoderator
       Götz Alsmann sagte im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, dass sie 2016
       aufhören. Die Show sei sein erfolgreichstes Projekt gewesen, „man muss aber
       auch sehen, dass ich, als es losging, Ende 30 war. Und jetzt bin ich ein
       Mann von fast 60.“ Der WDR bestätigte am Dienstag die Einstellung des
       „Juwels im Unterhaltungsprogramm“.
       
       Überraschend ist die Nachricht nicht. Schon im November 2014 hatte
       Komoderatorin Christine Westermann im SWR-Nachtcafé erzählt, sie wolle
       aufhören. Westermann sagte, der WDR habe sie schon 2013 gefragt, wie lange
       sie die Sendung noch machen wolle. Ganz freundlich, ohne Druck. Sie habe
       dennoch geweint, weil sie nicht damit gerechnet hatte. „Vielleicht sehe ich
       gar nicht, wie alt ich bin“, sagte sie. „Ich bin sehr selten 66, im Kopf
       bin ich viel jünger.“ Sie habe sich gezwungen, mal wieder eine Sendung
       anzusehen, und gemerkt, dass sie schwerer hochkomme, sich nach Spielen am
       Küchentisch hochziehe. „Das hat mich traurig gemacht.“
       
       66 ist sie schon? Und der Alsmann auch schon 57? Man hat gar nicht
       mitbekommen, wie die beiden gealtert sind. Denn so sehr sich das Fernsehen
       in den vergangenen 20 Jahren gewandelt hat, so bewährt blieb das
       Sendekonzept von „Zimmer frei“:
       
       Ein prominenter Gast bewirbt sich um ein freies WG-Zimmer. Man isst, man
       trinkt, irgendwann wird gespielt, geraten und musiziert. Nachbarn kommen zu
       Besuch (Cordula Stratmann erlangte als Annemie Hülchrath dank „Zimmer frei“
       Kultstatus), Einspielfilme werden gezeigt. Christine Westermann besichtigt
       mit dem Gast das Zimmer auf der Empore. Dann wird es besinnlich, ruhig,
       ernst. Bis der Kindergeburtstag unten weiter geht. Und zum Schluss zeigt
       das Publikum dann vier Millionen grüne und meist nur drei rote Karten.
       
       Die Zuschauer wussten stets, was sie erwartet, und dennoch war „Zimmer
       frei“ selten langweilig. Alsmann und Westermann waren schmerzfrei,
       schamlos. Unvergessen, wie sie Moderator und Legastheniker Cherno Jobatey
       eine Buchstabensuppe vorsetzten und es zum Eklat kam. Als Satiriker Martin
       Sonneborn sie eine Stunde lang auflaufen ließ, die Sendung zum Kampf wurde,
       hatte man beinahe Mitleid.
       
       ## Irre Spiele, leichte Besäufnisse
       
       Im Groll gehen die Moderatoren und der Sender nicht auseinander. Westermann
       und Alsmann haben das Ende ihrer Show letztlich selbst bestimmt. Es ist ein
       ganz natürlich Weg. „Zimmer frei“ läuft seit 1996 Sonntagabend im WDR.
       Zuletzt wurde die Schlagzahl zurückgefahren, immer weniger Sendungen pro
       Jahr wurden produziert.
       
       Dass der WDR die Sendung nun beendet und nicht etwa neue Moderatoren sucht,
       ist respektabel. Denn „Zimmer frei“ lebte vor allem vom Esprit und der
       Aktivität der Gastgeber. Von irren Spielen, leichten Besäufnissen,
       dämlichen Verkleidungen. Kindergeburtstag eben. Und dafür darf man sich als
       57-jähriger Mann und als 66-jährige Frau auch irgendwann man zu alt fühlen.
       
       20 Jan 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Paul Wrusch
       
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