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       # taz.de -- Zu hohe Ausgaben: Krankenkassen im Notfallmodus
       
       > Da muss die neue Bundesgesundheitsministerin gleich ran: Die Lage der
       > gesetzlichen Krankenkassen spitzt sich weiter zu. Drohen noch höhere
       > Beiträge?
       
   IMG Bild: Nina Warken (CDU), neue Bundesministerin für Gesundheit, sieht die gesetzliche Krankenversicherung in einer dramatischen Lage
       
       Kaum im Amt, muss sich die neue Bundesgesundheitsministerin mit einem
       Notfall bei einer chronisch kranken Patientin beschäftigen: der
       gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Deren finanzielle Lage verschärft
       sich seit Jahren, zu Jahresbeginn wurden die Krankenkassenbeiträge deutlich
       erhöht, um die stetig steigenden Ausgaben zu decken. Nun muss der Bund 800
       Millionen Euro Bundeszuschuss vorziehen, um die Kassen vor
       Liquiditätsengpässen zu bewahren. [1][Bundesgesundheitsministerin Nina
       Warken (CDU)] sprach den Medien gegenüber von einer Lage, die noch
       dramatischer sei als angenommen.
       
       90 Prozent der in Deutschland Krankenversicherten sind gesetzlich
       versichert – insgesamt rund 75 Millionen Menschen. Weil der allgemeine
       Beitragssatz der gesetzlichen Krankenkassen von 14,6 Prozent nicht
       kostendeckend ist, müssen die Kassen Zusatzbeträge erheben. Diese sind
       aktuell so stark angestiegen wie noch nie, rund 0,8 Prozent mehr vom Gehalt
       müssen Versicherte und Arbeitgeber nun für die Krankenversicherung
       berappen.
       
       Hintergrund sind vor allem der (politisch und gesellschaftlich gewollte)
       Anstieg von Kosten bei Löhnen und Gehältern im Gesundheitsbereich sowie bei
       Medikamenten und anderen Sachkosten. Die Kosten für die medizinische
       Versorgung der Versicherten steigen entsprechend, die Einnahmen aus den
       Beiträgen der Versicherten halten damit nicht Schritt. Im vergangenen Jahr
       sind laut GKV-Spitzenverband die Ausgaben der Krankenkassen um 7,8 Prozent
       gestiegen, die Einnahmen jedoch nur um 5,3 Prozent. Auch die
       Transformationskosten für die im vergangenen Jahr [2][beschlossene
       Umstrukturierung der Krankenhauslandschaft] soll zum Teil aus den
       Krankenkassenbeiträgen finanziert werden. Der GKV-Spitzenverband warnt seit
       Monaten davor, dass noch drastischere Beitragserhöhungen drohen könnten.
       
       Der Koalitionsvertrag der neuen Regierung widmet sich ebenfalls der
       finanziellen Situation der gesetzlichen Krankenversicherung. Angekündigt
       ist die Einrichtung einer Kommission, die bis zum Frühjahr 2027 konkrete
       Maßnahmen zur Stabilisierung vorschlägt.
       
       „Die Lösung der Finanzprobleme auf die Ergebnisse einer Reformkommission im
       Jahr 2027 zu schieben, verkennt den Ernst der Lage“, heißt es dazu von
       Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbands. Die bundesweite Vertretung
       der gesetzlichen Krankenkassen fordert schnellstmöglich ein
       Ausgabenmoratorium – also ein Aussetzen jeglicher weiterer
       Kostensteigerungen – „bis durch geeignete Strukturreformen Einnahmen und
       Ausgaben wieder in ein Gleichgewicht gebracht worden sind“.
       
       Gesundheitsministerin Nina Warken kündigte immerhin an, schnell zu handeln,
       um Beitragssatzsteigerungen zum Jahresende zu vermeiden.
       
       15 May 2025
       
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