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       # taz.de -- Zustand des Waldes: Nur die Energiewende kann helfen
       
       > Dem Wald geht es immer schlechter – mehr Laubwälder bringen nichts mehr.
       > Der einzige Ausweg ist die Bekämpfung der Klimakrise.
       
   IMG Bild: Der Wald braucht einen radikalen Wandel
       
       Ob das Waldsterben heute schlimmer ist als das der 80er? Kann man nicht
       einfach Laubmischwälder anpflanzen und die Fichtenmonokulturen ersetzen?
       Bekommen wir hier jetzt auch so einen schönen mediterranen Wald mit Zedern
       und Pinien? Das sind so Fragen, die dem Waldzustandsbericht begegnen. Denn
       zwar ist dem Publikum der Fakt, dass [1][in einigen Regionen der Wald
       vertrocknet], inzwischen bekannt. Doch ist der Vorgang so monströs, dass es
       sich keinen rechten Reim darauf machen kann.
       
       [2][Der Wald stirbt]? Diesmal echt? Wirklich? Nun kann ein Sterben nicht
       schlimmer sein als ein anderes. Tot ist tot. Aber die Ursachen für die
       Erkrankung waren vor 50 Jahren weniger komplex. Nachdem die Regierung die
       Industrie dazu verdonnert hatte, die Giftwolken aus ihren Schornsteinen zu
       filtern, gesundete der Wald. Die Gegenwehr der Unternehmen und ihrer
       Verbände war übrigens heftig. Zu ihrem Glück – auch sie braucht eine
       gesunde Umwelt – war die Industrie einmal mehr gezwungen worden.
       
       Laubmischwälder anpflanzen? Klingt gut, ist aber schwierig.
       Förster:innen berichten, wie ihnen Neuanpflanzungen lichtungsweise
       vertrocknen. Setzlinge von Waldbäumen brauchen die Bedingungen eines
       gesunden Waldes, um gut zu gedeihen. Auf sonnengleißenden, kahlen Hängen
       gefällt es ihnen nicht, da wachsen nur Brombeeren richtig gern.
       
       ## Pinienwälder in Deutschland? Keine Option
       
       Welche Baumarten das künftige, womöglich winterkalte, frühjahrstrockene und
       sommerheiße Klima in Teilen Mitteleuropas aushalten, weiß noch niemand.
       Allerdings beantwortet das die Frage nach den stimmungsvollen
       Mittelmeerwäldern, die sich mancher hier erhofft: Die überleben den
       mitteleuropäischen Winter nicht, der ja immer noch streng werden kann. Und
       so ist die einzige Antwort, die man auf das Sterben von Fichten, Kiefern,
       Buchen und Eichen geben kann: Mehr Windräder bauen, Gasheizungen
       rausschmeißen, Verbrenner verbieten; also möglichst schnell die
       Energiewende vollenden und die Wärme- und Verkehrswende einleiten.
       
       [3][Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für den Wald]. Wenn wir ihn
       nicht stoppen, werden wir in einigen Regionen den Wald verlieren (was,
       verglichen mit den Folgen, die etwa die Bewohner Südasiens oder Ostafrikas
       ertragen müssen, sogar noch wenig dramatisch ist). Doch für Deutschland ist
       auch der Waldverlust fatal, weil ein gesunder Wald Variable in allen
       Berechnungen für eine klimaneutrale Zukunft ist: Als verlässliche Senke für
       CO2, als Speicher der Artenvielfalt, als Lieferant nachhaltiger Bau- und
       Chemierohstoffe. Wenn wir unsere CO2-Emissionen nicht senken – dann bleiben
       für die Zukunft des Waldes alle Fragen offen.
       
       22 Mar 2023
       
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