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       # taz.de -- Zustand des Waldes: Den Schuss nicht gehört
       
       > Eine neue Bilanz zeigt: Unsere Ansprüche an den Wald sind zu groß. Es
       > geht in der Zukunft um seine Existenz.
       
   IMG Bild: Eggegebirge bei Lichtenau, Kreis Paderborn: Die Fichten wurde wegen Borkenkäferbefalls gefällt
       
       Zwei Lehren lassen sich aus der neuen [1][Bundeswaldinventur] ziehen.
       Erstens gehört die Reduktion von Treibhausgasen in den Mittelpunkt der
       klimapolitischen Debatte. Selbstverständlich müssen wir der Natur die
       Möglichkeit geben, so viel CO2 zu speichern wie möglich. Dazu zählen
       [2][die Wiedervernässung von Mooren] und die extensive Nutzung von Wiesen.
       Doch was, wenn durch die Erderwärmung höhere Temperaturen und längere
       Trockenperioden die Vernässung von Mooren erschweren?
       
       Dies ist kein haltloses Geunke, das zeigt der Wald, auf dem so viele
       Hoffnungen für den Klimaschutz lagen. In den Jahren der Dürre und des
       Schädlingsbefalls sind die Forste von einer Treibhausgas-Senke zu einer
       Quelle geworden; in Summe nehmen sie kein CO2 auf, sondern geben es ab. Das
       sollte all jene verunsichern, die weiter auf fossile Energieträger in
       Heizungen und Fahrzeugen setzen. Wir müssen raus aus Kohle, Öl und Erdgas,
       so schnell wie möglich. An der Abkehr von Autos mit Verbrennungsmotoren,
       Gasheizungen und dem Einstieg in E-Moblilität, Wärmepumpen und [3][grünen
       Stahl] führt kein Weg vorbei.
       
       Die zweite Lehre: Unsere Ansprüche an den Wald sind zu groß, die Erzählung
       vom „multifunktionalen Wald“ hat sich überholt. In seinem jetzigen Zustand
       kann er nicht CO2, Wasser und Biodiversität speichern, Holz für den Bau,
       Papier und Brennstoffe liefern und auch noch Freizeitpark für alle sein.
       Für den Wald, das zeigt [4][die Waldinventur des Thünen-Instituts], geht es
       in den kommenden Jahrzehnten um die Existenz.
       
       Nicht nur die Fichten verschwinden aus der Fläche, auch Buchen und Eichen
       kämpfen. Es wird ein Kraftakt, den Wald zu erhalten. Um die Naturkrise –
       die sich in Klimawandel und Artensterben zeigt – zu lindern, brauchen Tiere
       und Pflanzen im Wald mehr Raum, auf Kosten menschlicher Nutzung.
       
       Dass die Verbände von Waldbesitzern und der Energieholzbranche die neuen
       Zahlen am Dienstag sofort nutzten, um den Status quo zu feiern und ihre
       Geschäftsmodelle zu sichern, zeigt, dass sie den Schuss nicht gehört haben,
       der im Wald gefallen ist.
       
       8 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
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   DIR [3] /Klimaneutraler-Stahl-auf-der-Kippe/!6038124
   DIR [4] https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/flyer-bundeswaldinventur.html
       
       ## AUTOREN
       
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