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       # taz.de -- Zuwanderung und Spracherwerb: Respekt vor dem Unperfekten!
       
       > Wer nicht perfekt Deutsch spricht, begegnet häufig Spott. Viel
       > entscheidener als korrekte Grammatik ist, sich überhaupt verständlich
       > machen zu können.
       
   IMG Bild: Deutschkurs in Bayern für Geflüchtete aus der Ukraine, September 2022
       
       Das Niveau vieler Deutscher im Verständnis von Ausländer:innen, die die
       hiesige Sprache lernen, zeigt sich in den Chinesenwitzen: „Kommt ein
       Chinese in die Bäckerei und sagt: Ich möchte gelne ein Blödchen. – Die
       Verkäuferin: Kollegin kommt gleich.“ Harharhar. Beim Thema Spracherwerb
       werden wir dazulernen müssen, sonst wird das nichts mit der
       Erwerbsmigration, die wir so dringend brauchen.
       
       In einer neuen Bertelsmann-Studie geben die Firmen Probleme an, die
       auftreten, wenn sie ausländische Fachkräfte rekrutieren. „[1][Sprachliche
       Verständigungsschwierigkeiten]“ stehen ganz oben auf der Liste. Das
       Deutsche mit der komplizierten Grammatik und Aussprache, mit den Umlauten
       und Doppelkonsonanten ist in der Tat schwer zu erlernen, und das kann
       abschrecken.
       
       Ausländer:innen, die hier leben und arbeiten, berichten aber auch, wie
       schnell sie von Deutschen von oben herab behandelt werden, wenn sie
       Artikel, Fälle und Zeiten nicht richtig setzen. [2][„Gutes Deutsch“] ist
       immer noch ein soziales Distinktionsmerkmal. Dieser Sprachklassismus gehört
       in die Mottenkiste. Viel wichtiger als die korrekten Artikel ist die
       Funktion der Sprache: Man muss verstanden werden.
       
       In London zum Beispiel hört man diverse Englischvarianten je nach
       Migrationsgeschichte. Das gehört wie selbstverständlich zu den kulturellen
       Besonderheiten. Die Studie empfiehlt zu Recht, dass der [3][Spracherwerb
       für Erwerbsmigrant:innen im Herkunftsland] beginnen sollte. [4][Das
       Internet bietet alle Möglichkeiten], die Sprache einigermaßen interaktiv
       und lebensnah zu lernen. Dazu braucht es mehr kostenfreie Angebote, wie sie
       die Bundesregierung mit dem neuen Einwanderungsgesetz plant.
       
       In den Firmen hierzulande wiederum müssten „Sprachlotsen“ bestimmt werden,
       die den vor Kurzem zugewanderten Kolleg:innen zur Seite stehen und bei
       Bedarf auch deren geschäftliche Mails gegenlesen. Wir brauchen ein globales
       Verständnis und mehr Respekt vor dem arabisch, asiatisch oder romanisch
       eingefärbten Deutsch mit den entsprechenden Besonderheiten. So viel
       Kosmopolitismus muss sein.
       
       9 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.comdirect.de/inf/news/detail.html?ID_NEWS=1099488770
   DIR [2] https://www.deutschlandfunk.de/was-ist-gutes-deutsch-100.html
   DIR [3] https://deutsch-lernen.zum.de/wiki/Deutsch_lernen_online
   DIR [4] https://deutsch-lernen.zum.de/wiki/Deutsch_lernen_online
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Dribbusch
       
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