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       # taz.de -- Zuzugssperre für Flüchtlinge: Auf Freiberg folgt Pirmasens
       
       > Niedrige Mieten locken anerkannte Asylbewerber in die strukturschwache
       > Westpfalz. Jetzt will die Stadt Pirmasens die Notbremse ziehen.
       
   IMG Bild: Das Rathaus von Pirmasens mit einer Ludwig-IX.-Statue davor
       
       Mainz/Freiberg dpa | Die Stadt Pirmasens wird in Abstimmung mit der
       Landesregierung den Zuzug von anerkannten Flüchtlingen ohne Arbeits- oder
       Ausbildungsplatz stoppen. Dazu werde ein Erlass an alle Ausländerbehörden
       im Land vorbereitet, teilte die rheinland-pfälzische Integrationsministerin
       Anne Spiegel (Grüne) am Mittwoch in Mainz mit.
       
       Aufgrund der niedrigen Mieten in der strukturschwachen Westpfalz sind
       deutlich mehr Flüchtlinge nach Pirmasens gezogen als in andere Städte des
       Landes. Eigentlich muss Pirmasens nur 0,99 Prozent der landesweit zu
       verteilenden Flüchtlinge aufnehmen – tatsächlich leben dort aber 2,23
       Prozent der Flüchtlinge. Die Stadt teilte am Mittwoch mit: „Pirmasens
       erkämpft Zuzugssperre für anerkannte Asylbewerber.“
       
       Eine Zuzugssperre sei kein Allheilmittel, betonte die Ministerin. „Klar ist
       auch, dass die Stadt Pirmasens andere gesellschaftspolitische
       Herausforderungen zu stemmen hat, nicht erst seit die Flüchtlingszahlen
       hochgegangen sind“, sagte Spiegel.
       
       Eine von den kommunalen Spitzenverbänden geforderte allgemeine
       Wohnsitzauflage lehnt die Ministerin mit Blick auf die rückläufigen
       Flüchtlingszahlen und den bürokratischen Aufwand ab. „Nur für Pirmasens
       sind die Wanderungsbewegungen in die Stadt hinein so signifikant“, sagte
       Spiegel nach einem Gespräch von Experten des Ministeriums mit den
       kommunalen Spitzenverbänden.
       
       Die Zugänge beliefen sich im vergangenen Jahr nach Angaben der Stadt auf
       678; davon kamen 565 aus anderen Gemeinden nach Pirmasens. Insgesamt leben
       in Pirmasens zurzeit 1.309 Flüchtlinge, unter ihnen 235 zugewiesene
       Asylsuchende, die ihren Aufenthaltsort nicht frei wählen können.
       Hauptherkunftsländer sind Syrien, Afghanistan und Somalia. In Pirmasens
       leben rund 42.000 Menschen.
       
       Eine Zuzugssperre strebt auch Freiberg in Sachsen an. Weil die Stadt bei
       der Integration von Flüchtlingen ihre Kapazitätsgrenze erreicht sieht,
       hatte der Stadtrat Anfang Februar beschlossen, einen entsprechenden Antrag
       bei den zuständigen Behörden in Sachsen einzureichen. Freiberg will für
       vier Jahre keine Flüchtlinge mehr aufnehmen.
       
       „Der angestrebte Zuzugsstopp ist kein Nein zu Flüchtlingen, sondern ein
       Nein zur Asylpolitik des Landkreises“, sagte Freibergs Oberbürgermeister
       Sven Krüger (SPD) bei der Ratssitzung. In Freiberg, der größten Stadt in
       Mittelsachen, wohnen rund 2.000 Flüchtlinge und Asylsuchende. Laut dem
       Oberbürgermeister entspricht dies fünf Prozent der Einwohner und zugleich
       rund 70 Prozent der Asylsuchenden im Kreis Mittelsachsen.
       
       28 Feb 2018
       
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